Star-DJ Felix Jaehn im Interview

FREITAG, 23. SEPTEMBER 2016

#Interview, #Musik

Felix Jaehn bereist als 21-jähriger DJ die ganze Welt und ist aktuell vielleicht der erfolgreichste deutsche DJ. Mit seinem Song "Cheerleader" führte er sogar die US-Charts an … als erster deutscher Act seit 26 Jahren. Am Freitag, 23. September, bespielte er im Rahmen sein Clubtour den Löwensaal. Wir haben ihn interviewed.

curt: Felix, was hat es denn mit Deiner Clubtour auf sich?
Felix: Ich bin seit eineinhalb Jahren weltweit als DJ unterwegs. Der nächste Schritt ist eben eine eigene Livetour. Mit eigenen Tracks, Sängerin und Drum-Set neben dem DJ-Set und Musikern. Das ist für mich ein ganz neues Showkonzept.

curt: Das Ganze istsomit viel mehr ein Konzert als ein DJ-Gig. Muss man das erklären, da es so nicht erwartet wird?
Felix: Ja, das muss schon erklärt werden, da man mich ja nur als DJ und Producer kennt. Und es sind ja ganz andere Venues und Playtimes.

curt: In den Löwensaal in Nürnberg passen so 1.000 Leute. Du kennst auch ganz andere Zahlen – ist das für Dich ungewöhnlich?
Felix: Ich lege auch vor riesigen Crowds auf. In Indien und in Mexiko waren es vor den Mainstages 50.000 bis 60.000. Ich spiele aber natürlich auch kleinere Venues, wie z.B in Sidney im Club Pacha vor 1.000 Leuten. Der kleine, charmante Vibe reizt mich ja auch. Dass man ganz nah dran ist. Deutschland ist ja meine Heimat, die Clubtour bringt mich in Städte, in denen ich sonst nicht unbedingt auflegen würde.

curt: Das ist Deine erste Tour, dabei gibt es sicher viel Neues und viel Learning …
Felix: Ja. Merchandise, Nightliner, eigene Musiker, eigenes Bühnenbild, das ist für mich komplett neu. Bisher bin ich immer allein, mit einem Tourmanager oder mit einem Videografen durch die Welt geflogen und habe aufgelegt. Jetzt ist das ein ganz anderes Konzept. Nächstes Jahr planen wir, die Tour nach Amerika zu bringen und auch in Europa auszuweiten - in größere Venues. Jetzt aber freue ich mich erst mal auf diese erste Tour.

curt: Wie kamst Du an Deine Crew, also vom Musiker und Tänzer bis zum Lichtdesigner?
Felix: Das sind viele Leute aus meinem Umfeld. Ich habe einen Trompetenspieler dabei , der zwei, drei Songs live spielen wird, der schon beim Cheerleader-Rmx Trompete gespielt hatte. Und den kenne ich natürlich schon ein paar Jährchen. Jetzt freue ich mich, dass wir gemeinsam unterwegs sein werden. Meine Produktionsmanager und Tourmanager haben Lichtdesigner, mit denen sie auch für andere Künstler zusammenarbeiten und so ergibt sich das alles irgendwie aus meinem musikalischen Umfeld.

curt: Das klingt dann schon fast familiär.
Felix: Ja, schon. Aber wir arbeiten auch mit Special Effect Guys, Techniker, Hands und so, die ich durch die Generalproben kennengelernt habe. Ich denke, spätestens nach der Tour sind wir alle eine kleine Familie geworden.

curt: Wie alt werden die Konzertbesucher sein?
Felix: Sicher komplett gemischt. Wenn ich irgendwo auflege, dann sind die Leute zwischen 18 und 25. Bei Konzerten können alle Altersgruppen kommen. Dadurch, dass wir so früh spielen, werden sicher auch viele Teenies da sein. Und bestimmt werden auch ein paar Eltern mitkommen. Meine Eltern hören sich das natürlich auch an und finden meinen Sound cool, der ja sehr zugänglich ist für alle Altersgruppen.

curt: Erreichst Du die ganz jungen Leute auch vor allem deswegen, weil du im Social-Media-Bereich so stark bist?
Felix: Ja klar, auch. Ich bin selber erst Anfang 20, daher ist das für mich ganz organisch und total selbstverständlich und die Leute verfolgen das ganz einfach. Das ist sicher auch deswegen so, weil ich eben selbst so jung bin.

curt: Können die Leute in deinem musikalischen Umfeld, die ja doch zumeist deutlich älter sind als Du, von diesem Wissen profitieren?
Felix: Wir lernen gegenseitig voneinander, aber ich habe natürlich ein ganz anderes Selbstverständnis von sozialen Medien, da ich damit groß geworden bin. Als ich nach meinem Abi nach London gegangen bin um Musik zu studieren, habe ich meine eigenen Lieder hochgeladen, mich quasi komplett selbst vermarktet und mir bei Facebook und Soundcloud eine Community aufgebaut, Blogger kontaktiert und so. Da bin ich schon recht fit und da können sich andere schon was abgucken. Auf der anderen Seite kann ich natürlich von allen Leuten in meinem Team ebenfalls sehr viel, oder sogar viel mehr lernen.

curt: Berätst Du auch andere Künstler oder unterstützt Du junge Künstler?
Felix: Das passiert automatisch. Die müssen nicht zwangsläufig jünger sein, sondern eben aus einem anderen Bereich oder einer anderen „Welt“ kommen. Da berät man sich natürlich gegenseitig. Ich kann mir aber auch vorstellen, früher oder später in den Industriezweig zu wechseln, für eine Plattenfirma zu arbeiten oder eine Agentur zu gründen. Im Moment freue ich mich aber erst mal über meinen eigenen Erfolg. Ob ich mit 30 oder 40 noch als DJ um die Welt reise, oder dann junge Künstler mit meinem Wissen unterstütze, weiß ich jetzt natürlich noch nicht.

curt: Deine Clubtour beginnt in Wien, danach geht es nach Deutschland. Ist das für Dich mal wieder  eine „längerer Heimataufenthalt“?
Felix: Das ist schon mal länger am Stück und ich bin froh, dass ich mal nicht rumfliegen muss. Gerade im Sommer ist es schon oft sehr hektisch, da bin ich schon mal innerhalb einer Woche in NY, San Bernadino, Ibiza, LA, Österreich und wieder zurück nach Deutschland. Allein die Distanzen machen das hektisch. Jetzt sind wir mit dem Nightliner und mit der Crew unterwegs und bleiben in Deutschland. Ich freue mich darauf und sehe das als willkommene Abwechslung.

curt: Das klingt, als wäre der anstehende Tour-Stress schon fast eine Erholung.
Felix: Tatsächlich. Es wird sicher stressig und auch aufregend, da ich aus meiner Komfortzone als DJ heraus gehe und live spielen muss vor 1.000 Leuten, und das ist ja auch nicht ohne. Aber es wird sicher etwas entspannter, regelmäßiger und ruhiger, als wenn ich als DJ unterwegs bin.

curt: Durch die Tour hast Du jetzt sicher ein paar Konstanten mehr als üblich …
Felix: Genau. Man schläft im Bus, man wacht im Bus auf, man geht in der Venue frühstücken … das ist schon mal gut! Bei einer DJ-Tour kann da zwischendurch alles Mögliche passiert sein.

curt: Hast Du als DJ noch Lampenfieber`?
Felix: Aufregung und Vorfreude sind immer mit dabei. Riesengroßes Lampenfieber, sodass ich nachts nicht schlafen kann, habe ich nicht. Ich lege jede Woche vier, fünf mal auf und weiß, was ich kann und was ich nicht kann. Aber wenn ich bei einem Festival ankomme und die große Bühne und das Publikum sehe, dann bin ich immer noch so aufgeregt wie beim ersten Gig.

curt: Wirst Du jetzt bei der ersten Clubtour mehr Lampenfieber haben?
Felix: Da bin ich mir ziemlich sicher! Das ist ja mein erstes Mal. Fast so, als ich mit 16 zum ersten Mal in der Disco aufgelegt habe oder mit 18 zum ersten Mal einen internationalen Gig gespielt habe im Ministry of Sound in London. Die erste Livetour ist wieder was ganz Neues!

curt: Hast Du einen Festival-Tipp für uns?
Felix: Das Weekend Festival  in Finland und Island, und jetzt auch zum ersten Mal in Schweden. Das ist eine megafette Produktion. Wenn man Dance Festivals in Richtung Tomorrowland mag, dann ist man hier richtig.

curt: Würdest Du Dich als Elektro-Act bezeichnen?
Felix: Ich produziere meine Musik elektronisch auf dem Laptop, daher stimmt das schon. Allerdings habe ich viele musikalische Einflüsse. Letztendlich geht es bei mir auch um Popmusik, um Songwriting, Lyrics, Vocals und Melodien. Das steht bei mir im Vordergrund, was bei vieler elektronischer Musik ja nicht der Fall ist. Ich bezeichne mein Genre selbst gerne als „Melodic House“: elektronische House Music, aber die Melodien stehen im Fokus.

curt: Was ist wichtig, wenn Du Deine Tracks selber schreibst?
Felix: Bei mir startet es meist mit den Melodien, dann kommt die Produktion, Drumbeat und Bass usw, das baut sich dann drum herum auf.

curt: Und woher kommen Deine Lyrics?
Felix: Das ist unterschiedlich. Manchmal bekomme ich Songs geschickt, die von mir ausproduziert werden. Manchmal habe ich was Instrumentales und schicke es an Sängerinnen weiter, die dann ihre Lyrics drüber legen. Und zum Glück gibt es auch immer noch den Fall, dass man zusammen ins Studio geht und sich gemeinsam hinsetzt und was entwickelt. Bei der Tour spiele ich jetzt Songs von meinem noch nicht veröffentlichten Album, bei denen ich die Texte mitgeschrieben habe.

curt: Ist das ein besonderer Moment, diese Tracks jetzt endlich vor das Publikum zu bringen?
Felix: Klar. Die Lieder habe ich zum Teil seit eineinhalb Jahren auf meinem Rechner. Die jetzt endlich zu teilen und zu sehen, wie sie bei den Fans ankommen, darauf freue ich mich schon sehr!

curt: Danke für das Interview!
Felix: Danke auch!

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Infos: KLICK
 

LöWENSAAL
Schmausenbuckstraße 166
90480 Nürnberg

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#Interview, #Musik

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