Dem Egers sei Welt #50: Eine Lappalie

DONNERSTAG, 1. SEPTEMBER 2016

#Comedy, #Egersdörfer, #Kabarett, #Kolumne

In München lebte vor nicht allzu langer Zeit ein Ehepaar mit Sohn und Tochter in trauter Gemeinschaft zusammen. An einem Tag in den großen Ferien beschlossen Mutter und Tochter in die Stadt Fürth, wo Rednitz und Pegnitz in der Regnitz zusammenfließen, zu reisen, um dort Onkel und Tante zu besuchen.

In München lebte vor nicht allzu langer Zeit ein Ehepaar mit Sohn und Tochter in trauter Gemeinschaft zusammen. An einem Tag in den großen Ferien beschlossen Mutter und Tochter in die Stadt Fürth, wo Rednitz und Pegnitz in der Regnitz zusammenfließen, zu reisen, um dort Onkel und Tante zu besuchen. Nachdem sich die kleine und die große Dame zu Hause verabschiedet hatten, stellten Vater und Sohn fest, dass es in der Wohnung plötzlich sehr still war. Es war nämlich eine Tatsache, dass die zwei Damen in der Behausung den Großteil an Worten sprachen. Der große Mann und der kleine Mann dagegen brummten in der Hauptsache nur ein wenig und sprachen nur gelegentlich, wenn sie etwas gefragt wurden.

So war die Stille, die sich nun ad hoc einstellte, erklärbar und logisch. Bei erwachsenen Männern löst plötzliche Ruhe oftmals einen Bierdurst aus. So war es auch in diesem Fall. Und nachdem eine Weile angenehm und ruhig vergangen war, forderte der Vater seinen Sohn auf, ihn in ein Wirtshaus zu begleiten. Der Sohn hatte nichts gegen diesen Vorschlag einzuwenden, und so gingen beide auf dem direkten Weg zu der Restauration, die in der zweiten Generation von einer italienischen Familie betrieben wurde. Mit einem frohen Schmunzeln bemerkte der Vater gleich nach dem Betreten des Lokals, dass sein Stammplatz unbesetzt war und begab sich sogleich mit dem Sohn an den Tisch.

Einen Augenblick später stand schon der sizilianische Kellner bei ihnen, um die Bestellung aufzunehmen. Er fragte dabei in fröhlicher Zuneigung, wo sich denn die verehrte Signora und die kleine Prinzessin befänden. Man muss an dieser Stelle hinzufügen, dass in den meisten Fällen die komplette Familie die Restauration besuchte. Der Vater antwortete daraufhin wahrheitsgemäß, dass die beiden gerade „in Fürth wären“. Der Ober reagierte darauf mit äußerstem Entsetzen und fragte, ob man denn Genaueres wisse. Der Vater wunderte sich wegen der starken Gefühlswallung, die über der Frage schwebte wie der Dunst im Sommer über der Bio-Tonne, und er wiederholte seine Aussage, dass die Damen „in Fürth wären“. Der Blick des Kellners verdüsterte sich um ein Vielfaches und er fragte, wieviel für die beiden verlangt werde. Darauf hin sagte der Vater, dass die Damen gar nichts bestellen werden, weil sie nicht da wären und er wolle jetzt ein Bier haben und der Sohn eine Zitronenlimonade. Er missdeutete das Gebaren des gastronomischen Angestellten dabei vollends und stellte Gedanken an, ob vielleicht illegale Rauschmittel dazu beitrügen, das Seelengewand des Italieners zu ramponieren. Zum eigenen Erstaunen hatte er denselben Herrn schon oftmals dabei beobachtet, wie er schon weit nach Mitternacht in mopsfideler Emsigkeit zwischen dichtbesetzten Tischen umherflog mit üppigen Platten mit Meeresfrüchten, glitzernden Drinks und tiefen Tellern randvoll mit duftender Tagliatelle und dabei Ausschnitte aus Arien sang und ungefragt Anekdoten aus der süditalienischen Heimat zum Besten gab. Diesen übernatürlichen Enthusiasmus, so durchfuhr es unseren Familienvater, musste der Mann offenbar teuer mit manischer Nervosität und Panikattacken bezahlen, und er bedauerte ihn nicht wenig.

Es entzieht sich meiner genauen Kenntnis, wie sich das Missverständnis zum Schluss doch noch auflöste und herauskam, dass der Italiener noch nie in seinem Leben von der Stadt Fürth gehört hatte, und es so geschah, dass er auf Grund der Kombination der Wörter gemutmaßt hatte, dass Mutter und Tochter in die Fänge eines bösartigen Entführers gelangt waren. Außerdem liegt keine Schilderung vor, was jener beim Anblick von Vater und Sohn empfand, die seelenruhig tranken, während sich ihre beiden liebsten Menschen in größter Not befanden.

UND WAS MACHT EGERS SONST NOCH IM SEPTEMBER?
Fleißig ist er wieder der Meister, vor allem fleißig unterwegs. Von Mainz bis Marburg, von Passau bis Graz. Bei uns in der Region gibt er ein Gastspiel am 10. September beim absolut empfehlenswerten Open Mind Festival (siehe auch Seite 20), und am 30.09. zeigt er wieder sein Programm „Vom Ding her“ im Gutmann am Dutzendteich.   

Wichtigeres, Genaueres und Weiteres unter www.egers.de.

 




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Was für ein nicht enden wollender Sommer das heuer gewesen ist. Bis in den Oktober hinein wurde ich immer dringlicher gemahnt: Genieße unbedingt den sonnigen Tag heute! Morgen kommt der Herbst, dann ist alles vorbei. Immer wieder habe ich mich in die Sonne gesetzt und habe die Sonne mit aller Kraft genossen bis zur Langeweile, bis zum vollständigen Überdruss. Das kommt daher, dass ich Befehle stets gewissenhaft und verlässlich ausführe. Da kann man sich einhundertprozentig auf mich verlassen. Meine Zuflüsterer taten immer so, als ob das Himmelgestirn im nächsten Moment unwiderbringlich explodieren würde und man sein Leben fürderhin in lammfellgefütterten Rollkragenpullovern, Thermohosen und grob gestrickten Fäustlingen verbringen müsste – in Zimmern, in denen die Heizung unentwegt auf drei gestellt ist. Aber es hat ja nicht aufgehört zu scheinen. Wenn ich an einem Tag genossen und genossen habe, hat der Leuchtkörper sein blödsinniges Leuchten am nächsten Tag keineswegs eingestellt. Die Dummköpfe aber haben es nicht unterlassen, weiterhin ihre Sonnengenussbefehle auf mich auszuschütten. Die Aufforderungen blieben keineswegs aus, sondern steigerten sich zur Unerträglichkeit. Wenn einer endlich einmal sein dummes Maul gehalten hat, dass ich mich unbedingt bestrahlen lassen muss, hat ein anderer damit angefangen, mich aufdringlich aufzufordern, mein Glück unter dem drögen Kauern unter dem aufdringlichen Glanz des leuchtenden Planeten zu finden. Noch Anfang November saß ich voller Wut auf der Straße und habe Kaffee getrunken und gehofft, dass mir die Sonne ein Loch in die Stirn schmort, dass den Schwachköpfen ihr blödsinniges Gerede leidtut und sie mich um Verzeihung bitten müssen. Die Sonne hat immer weitergeschienen wie ein Maschinengewehr, dem die Patronen nicht ausgehen.  >>
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