curt Magazin #206

1. JULI 2016 - 31. AUGUST 2016

#Printmagazin

VORWORT   (… oder doch lieber direkt zum e-Book?)

Wisst Ihr eigentlich, dass man während der Fußball-EM kein Vorwort zustande bekommt? Und dann macht England auch noch Quatsch und wir müssen zürnen, sinnieren, uns Sorgen machen. Das ist nicht produktiv! Da könnt Ihr alle fragen.
Dann nutze ich die Zeit, um hier ein anderes, ebenfalls sehr ernstes Thema anzusprechen: Mobbing am Arbeitsplatz. Bei uns im curt-Büro! Wir reden hier nicht von unflätigen, kleinen Witzchen unter Kollegen, die man mit einem ordentlichen Schluck kühlem Bier hinunterspülen könnte, um dabei selbst ein bisschen zu grinsen, weil Fäkalhumor immer witzig ist. Nein, wir reden von handfesten Demütigungen, von Beleidigungen weit unter der Gürtellinie.

Von systematischem Schlechtreden anständiger (oder zumindest nicht permanent mangelhafter) Leistung. Wir reden von Witzen über augenscheinliche äußerliche und innerliche Mängel (die man genau deswegen gar nicht zwingend thematisieren müsste). Und wir reden von einer Art von Bandenkriminalität – und als nichts anderes möchte ich das hier bezeichnen – in ungeahnter Qualität im breit gefächerten (Un-) Rechtsbereich. Nennen wir das Opfer bei uns im Büro einfach Herr X, um die Anonymität dieser stark geschundenen und strapazierten Person zu wahren. Herr X bietet, das muss man neutral zugestehen, leider sehr viel Angriffsfläche. Und das sind nicht nur die nicht perfekt präsentierten Qualitäten seinen Körpers und seines Geistes, er sieht auch noch ... unideal aus. Das hat er sicher zum Teil seiner Frau zu verdanken, aber auch dem eigenen Geschmack, der Faulheit, dem Lebenswandel. Das kann ja jeder halten wie er will, dennoch ist es merkwürdig, dass es mit den Kollegen so gar nicht rund läuft, X im direkten Kundenkontakt quasi zu 100% suboptimiert und auch beim anderen Geschlecht (oder beim eigenen) so gar keinen Schlag hat. Als Mediator hätte man hier einiges zu tun. Wie schützt man Herrn X vor den Kollegen, wenn diese wieder so einen (oftmals ungerechtfertigten) Zorn entwickelt haben?

Nun ist Herr X, dafür kann er aber nichts, auch noch eigenartig im Verhalten, vergisst innerhalb Sekunden das Wesentliche, egal, ob in Bezug auf den Job oder das Private. Denn auch da läuft es nicht rund. Wenn er wenigstens einen Führerschein hätte, oder eine eigene Wohnung. Auch eine eigenen Meinung oder gar eine Art von Rückgrat braucht man nicht zu suchen, darauf lässt er sich nicht ein. Er möchte nicht angreifbar sein. Wie kann man also die Kollegen zwingen, Herrn X nicht mehr so sehr, wie sagt man am besten, so sehr zu ... verachten? Ihm stattdessen mal ein Kompliment zu machen (eine Notlüge wäre doch mal ein Anfang!)? Wenn Herr X mal wieder um etwas Aufmerksamkeit oder gar Sympathie buhlt, ihn dann nicht im Kollektiv abzuschmettern? Wo ist der Mediator, der es richtet? So einer hat auch Wirte und den Bürgerverein versöhnt - die können also was! Bei uns im Büro, das sind alles vernünftige Leute, teils gestandene Mannsbilder: open minded, weltoffen! Warum fällt da der Herr X so durch? Was treibt die Belegschaft, Herrn X 9-2-5 zu drangsalieren (piesacken, dissen, bashen)? Liegt es an meinem Schnauzer? Wenn es weiter nichts ist: den kann man doch abschneiden oder abfackeln.

Leute, wir sind doch ein Team! Stärken stärken, nicht Herrn X schwächen. Leute! Kommt schon! Lasst mal den X in Ruhe, der will nur seinen Job machen: hier was schreiben, da eine Anzeige verkaufen, mal umsonst auf eine Briefmarkenausstellung gehen. Der ist harmlos, man muss ihn ja nicht ansehen, berühren oder mit ihm reden. Der Kackvogel tut doch nix! Aber mal ehrlich, so einen gibt´s doch in jeder vernünftigen Firma. Ist doch keine große Sache.

Egal, jetzt werden wir erst mal Europameister, dann haben alle super Laune und das hilft natürlich auch dem Betriebsklima. Und wenn ich dann wieder meinen Führerschein habe, dann kommt der Respekt ganz von allein. Und dann lass ich die Kollegen erst mal ordentlich zappeln, bevor ich die Entschuldigungen annehme. Diese Kracher.

Viel Spaß bei allem, was Ihr tut - die Kollegen haben das auch. Willkommen in deren Welt!                                                   
Euer X

___


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[Covermotiv: Marcus Bosch. Foto: Cris Civitillo.]
 




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