curt Magazin #205
#Printmagazin
VORWORT (… oder doch lieber direkt zum e-Book?)
Warum curt keine Tageszeitung ist und nie sein wird.
Es ist noch gar nicht so lange her, noch nicht mal 20 Jahre (ein Wimpernschlag), da überlegten drei Burschen in einer schlimmen Phase der Orientierungslosigkeit, dass sie gerne Verleger wären. Richtige Herausgeber, mit Champagner, schönen Frauen und allem Drum und Dran. „Yellow Press!“, schrie der Eine, „Tageszeitung!“ der Andere. „Viel zu anstrengend!“, erwiderte der Dritte. Man hielt kurz inne, schnaufte ein wenig durch, biss sich ein paar Bierflaschen auf, lehnte sich nach hinten, trank und sinnierte. „Jahreskalender wären gut. Die kommen nur einmal im Jahr raus.“ Man nickte zustimmend, einigte sich aber darauf, dass man mit einer einzigen Arbeit im Jahr nicht schnell genug Millionär werden könne. „Da muss die Schlagzahl schon deutlich erhöht werden, ich schwör!“, klugscheißerte der Eine. „Dann eben ein Monatstitel!“ – „Zehn mal im Jahr muss reichen.“ – „Okay. Stadtmagazin, zehn mal im Jahr. Läuft.“ Alle waren zufrieden. Manchmal muss es eben schnell gehen, wenn es gut werden soll.
Das war damals eine Zeit, in der sich Zeitungen und nationale Magazine Wundercomputer und Immobilien aus purem Gold leisten konnten und sich das auch gönnten. Die Druckmaschinen ratterten ohne Unterlass, der Rubel rollte. Bei den Anderen. Unerwartet ging dieser Kelch an kleinformatigen, kostenlosen Stadtmagazinen vorbei. Anzeigen der Marken, die man liebte, befanden sich in den großen Medien.
Doch plötzlich brach eine andere Zeit an. Werbung im Internet wurde interessant. Inhalte, mühsam täglich zu Papier gebracht oder monatlich in Hochglanzmagazine gedruckt, wurden plötzlich online und kostenlos verfügbar. Fluch und Segen Technik. Die digitale Transformation kam langsam auch bei den großen und kleinen Verlagen an. Produktionsabläufe wurden immer einfach, Computer immer billiger. Werbung in den neuen Medien und Kanälen immer attraktiver, Inhalte ebenso. Plötzlich fehlten Anzeigen in den klassischen Magazinen und Zeitungen und die Produkte blieben im Kiosk immer öfter liegen. Umsätze schwanden, Auflagen sanken. An den kleinformatigen, kostenlosen Stadtmagazinen ging dieser Kelch zwar nicht gänzlich vorbei, aber die Situation war doch eine ganz andere. „Der Schwund der Großen ist augenscheinlich!“, wusste der Eine. „Nichts zu kosten ist heute viel wert!“, frohlockte der Andere. „Lieber Bierbauch als Wasserkopf!“, triumphierte der Dritte und sie freuten sich gemeinsam über die Erkenntnis, dass kostenlose, kleinformatige Stadtmagazine dank eines fast zwanzigjährigen, übersinnlichen Weitblicks in der heutigen Zeit ein sehr vernünftiges Produkt sein können. „Und alles in schön und gut und mit den liebsten und besten humanoiden Schreibern dieser künstlichen Welt!“ Die drei pfiffigen Verleger nahmen sich an den Händen, tanzten mit geschlossenen Augen um ein Lagerfeuer, das nie erlischt, einen Schokobrunnen beherbergte und karamellisierte Marshmallows ausspuckte, und waren glücklich bis zum Ende ihrer Tage, während alle ihre AGs wundersam und ohne ihr Zutun zu Einhörnern wurden.
Und was machen wir bei curt? Auch wir schwelgen in unbeschreiblicher Freude, überirdischer Sinnlichkeit und paradiesischer Existenz. Denn wir machen keine Zeitung, sondern – welch Glück – ein Monatsmagazin, kostenlos und großartig. Millionäre werden wir aber erst im nächsten Leben, oder durch Gaunereien.
Viel Spaß bei allem, was Ihr tut - wir haben das auch. Willkommen in unserer Welt!
Euer curt-Team
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[Covermotiv: Dinosaur Jr., live im E-Werk am 13. Juni 2016. Foto: Brantley Gutierrez]
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