curt Magazin #201

MITTWOCH, 3. FEBRUAR 2016

#Printmagazin

VORWORT   (… oder doch lieber direkt zum e-Book?)

Die erste Ausgabe im neuen Jahr beinhaltet ja häufig einen sogenannten Jahrespoll. Also eine Zusammenfassung des Vorjahres, eine Auswertung, Analyse und so Sachen. Das jetzt akribisch anzugehen wäre nicht unser Ding, aber so aus dem Bauch heraus ein bisschen reflektieren und überlegen, was an 2015 gut oder mies war, das können wir schon auch.

Und so hatten wir uns zurückgezogen auf unsere einsame Hütte in den Bergen Österreichs, tranken den einen oder anderen heißen Almdudler, verlustierten uns an Germknödeln und beobachteten die Sennerinnen beim Freikörperschneeräumen. Das alte Jahr war ein gutes, stellten wir hier fest. Tolle neue Schreiber, ganz feine Menschen sind das! Und erst mal die Leser! Und die Kunden! Die möchte man alle gleichzeitig heiraten, oder ihnen zumindest bei der Brautschau einen ausgeben. „Kültür!“, schrie Fränk plötzlich, „wir sind Kültür!“ Wir erschraken etwas, fanden uns dann aber recht schnell mit unserer neuen Rolle ab. Hier die Muse küssen, dort beim Ball der Obernehmer übers Parkett schweben, beim Egersdörfer auf der Bühne zotige Witze performen, im Luxusgastrozelt am Korken schnuppern. Wir beschlossen, dass wir nun Visitenkarten bräuchten. Aus Gold oder Plexiglas - beides schick. Und Titel mussten her. „Ich bin Babochef“, beschloss Fränk. Andere wollten „Spielergatte“ sein, „Think Tank“ und „Rohrverleger“ oder, ganz subtil, „Der Dings“ oder „Chef vom Hund“. Serious Business eben!

Unerwartet zog Big G, unser leidenschaftlichster „Wer bin ich?“-Spieler, einen Riesenpacken Klebezettel aus seinem Beutel. Tschäpe, Frauke Petry, Longdong Silver, Seehofer, Rasputin waren flott erraten und plötzlich hefteten wir stattdessen die bunten Zettel, auf die wir schnell unsere spontanen Ideen, Anregungen, Kritiken, Freuden zum hinter uns liegenden Jahr notiert hatten, einfach an die Wände.

Am nächsten Tag betrachteten wir das Sammelsurium an zu Papier gebrachten Gedanken, aßen dicht vor der Wand stehend Kaiserschmarrn mit Staubzucker und ließen uns inspirieren. „Wir müssen den Leser abholen!“, „Was ist der erste Touching Point?“, „Wie sieht die Kundenreise aus?“, „Was erwartet der Anzeigenkunde?“ und „Wie fühlt sich der freie Schreiber?“ waren alles Fragen, auf die wir dabei im Traum nicht kamen. Stattdessen: als wir so stumpf an die Wand starrten, erfanden wir intuitiv das „Design Not Thinking“. Hin und wieder drehten wir unsere Köpfe und blickten in die hohlen Augenhöhlen unseres Nebenmanns und durch dessen Hinterkopf hindurch in die hohlen Augenhöhlen des Nebennebenmanns und durch dessen Hinterkopf hindurch in die hohlen Augenhöhlen des Nebennebennebenmanns und durch dessen Hinterkopf hindurch bis an die nächste Wand, an der ebenfalls wieder Zettelchen hingen mit sinnlosem Geschreibsel darauf. Der Kaiserschmarrn schmeckte vorzüglich. Wie diese österreichischen Ausländer diesen Staubzucker nur so feingranuliert hinbekommen? „Feinste Ingenieurskunst!“, mutmaßte Big G. Und: „Aber hohe Berge und feinster Staubzucker, das macht noch keinen Zuckerberg.“ Wir erfanden in diesem Moment das „Facebook Not“ und fuhren noch am selben Abend zurück nach Nürnberg. Wollten wir auf der Hütte nach den Sternen greifen, befummelten wir gar das schwarze Loch! Handball Europameisterschaft nichts dagegen! Zuhause verdrängten wir das Erlebte und machten wieder unser normales curt-Ding. Denn es ist nur dann Design Not Thinking, wenn auch konsequent nichts umgesetzt wird. Die Klebezettel lassen wir hängen – das wird mal ein Museum, wenn wir alles nach unten revolutioniert haben. Uns doch egal.

Viel Spaß bei allem, was Ihr tut - wir haben das auch. Willkommen in unserer Welt!
Euer curt-Team


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[Covermotiv: Bernie Batke. Foto: Cristopher Civitillo www.facebook.com/CRISCivitilloPhotography]
 




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