FAU Studiportrait #14: Die Literatur schlummert in jedem

DONNERSTAG, 3. DEZEMBER 2015

#FAU, #Studium

Was ist noch schwieriger, als Menschen von der Kraft der Literatur zu überzeugen? Genau, halbstarke Kids davon zu überzeugen, dass Literatur mehr ist als 140 Twitter-Zeichen, eine handvoll Emojis und unsinnige Abkürzungen. Ein Filmteam und ein Poetry Slammer mit Wurzeln an der Friederich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben sich jedoch genau das zum Ziel gesetzt und in fünf Mittelschülern aus der Nürnberger Südstadt jede Menge Talent freigesetzt. Die tragikomische Geschichte der Dokumentation “Südstadthelden”.

„Bildungsfern“ ist eines dieser Worte, das Politiker oft verwenden, weil es sich besser anhört als die Bedeutung, die in ihm steckt. Im Wort bildungsfern schwingen eben immer auch die Worte chancenlos, ungebildet und RTL 2 mit. Das kann man akzeptieren – muss man aber nicht. Drei junge Menschen, die sich nicht von diesem Wort blenden lassen, sind Filmemacher und FAU-Alumnus David Müller und sein kongenialer Filmpartner Martin Kießling, sowie der bekannte Nürnberger Poetry Slamer und FAU-Linguistikstudent Lucas Fass-nacht. „Am Anfang hatte ich nur vor, eine AG für kreatives Schreiben an der Scharrerschule ins Leben zu rufen“, erzählt Lucas. „Dass daraus ein Filmprojekt wird, hätte ich nie gedacht.“ Möglich gemacht hat dies sein Freund David Müller, der hellauf begeistert von Lucas‘ Vorhaben war und beschloss, die Fortschritte der AG mit der Kamera zu begleiten. „Das Projekt ist unfassbar spannend. Wir wussten nicht, ob die Kids überhaupt auf Lucas eingehen und sich nicht cool und stur stellen. Immerhin ist es in ihrem Alter ja ganz und gar nicht angesagt, die eigenen Gefühle in Geschichten und Gedichte zu packen und auch noch vor Publikum vorzulesen“, sagt David.
Fünf Kinder aus fünf Nationen haben sich am Ende herauskristallisiert und bilden den Kern der tragikomischen Dokumentation. Vier Mädchen und ein Junge zwischen 11 und 14 Jahren werden in „Südstadthelden“ sechs Monate mit der Kamera begleitet – im Klassenzimmer, im privaten Umfeld und auch bei ihren ersten Bühnenauftritten. „Die fünf sind auf der einen Seite unglaublich jung – und auf der anderen auch unglaublich erfahren“, so Martin. „Am Anfang unserer Arbeit sind wirklich zwei Welten aufeinandergeprallt, die sich erst gegenseitig kennenlernen und justieren mussten.“ Und Lucas ergänzt: „Tanzunterricht und Schulhofschlägerei vs. Adorno-Diskussionen in der WG-Küche und Sonntagskater – was sich anhört wie ein Klischee, trifft den Kern besser als viele Außenstehende denken.“

Die Dokumentation Südstadthelden ist also nicht zuletzt eine Kritik am deutschen Bildungssystem und führt diesem einige seiner Schwächen vor. Denn als die fünf Kinder der Scharrerschule erst Vertrauen zu dem Team gefasst haben, beginnen sie sich zu öffnen und entwickeln eine unbändige Begeisterung fürs Schreiben und die Präsentation auf der Bühne. Wie der Film ausgeht? Das wird an dieser Stelle nicht verraten. Wer jedoch Lust auf das Projekt und den Film bekommen hat, dem empfehlen wir einen Blick auf die Crowdfunding-Kampagne von „Südstadthelden“ unter www.indiegogo.com/projects/sudstadthelden. Hier zeigen die Jungs auch schon erstes Material aus dem Film. Ein paar Euro fehlen David, Martin und Lucas nämlich noch, um die Produktion abzuschließen und die fertige Dokumentation unter die Leute zu bringen – wert ist sie es allemal!  

[Text und Fotos: FAU]




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