Theobald O.J. Fuchs: Die Sache mit der Waschemasche

MONTAG, 30. MäRZ 2015

#Comedy, #Kolumne, #Theobald O.J. Fuchs

Am Anfang war ja dem Hörensagen nach das Wasser. Ein stiller Ozean bedeckte die ganze Erde und kein lebendes Wesen wusch sich darin. Damit diese Unsitte Einzug halten konnte, musste zunächst die Evolution in Gang kommen, der trockene Erdboden erfunden und das Badehandtuch gezüchtet werden.

Inzwischen sind wir auf unserer Reise in der Zukunft angelangt, wir können mühelos erkennen: das haben wir von unserer Mutter geerbt, die mag es auch warm und trocken. Das Wasser ist nicht unser Element und wir frieren nicht gerne. Wir mögen es erst recht nicht, im Winter, wenn Eiszapfen aus dem Wasserhahn drängen, unter die Dusche zu steigen, und auch auf ein Schiff steigen wir nur zur Not und äußerst ungern. Überhaupt: hat schon einmal jemand das Wasser und seine Bewohner gefragt, ob es den ganzen Schmutz der Welt tatsächlich haben möchte? Dass wir auf ihm herumfahren, als wäre das Meer nur ein schwabbeliger Bodenbelag? Nein, ich bin überzeugt: unser Element ist die Erde, denn wir haben gerne festen Boden unter den Füßen und einen klaren bis höchstens leicht bewölkten Frühlingshimmel über uns.

Zum Glück lassen sich die Zusammenhänge heutzutage lückenlos nachvollziehen, vor allem dank der immensen Fortschritte, die auf dem Gebiet der Quantenpsychologie gemacht wurden. Der Mechanismus ist heutzutage sehr gut verstanden, doch ist ein ausführlicher Beweis kompliziert und benötigte einen überbordenden mathematischen Apparat, der den Rahmen dieses Aufsatzes definitiv sprengte. Gleichwohl lässt sich prinzipiell feststellen, dass einiges von den Planeten und den vier Körpersäften abhängt. Die schwarze Galle zum Beispiel wechselwirkt ja direkt mit den Geschmacksrichtungen „feucht“ und „trocken“. Wie auch der Apostel Petrus eher nach Norden ausgerichtet und Pate des Schleims (salzig) ist, von den Paradiesflüssen Hiddekel (Saturn) und Gihon (Intelsat) ganz zu schweigen. Doch will ich mich nicht in diesen langweiligen Details verlieren.  

Schon meine Urgroßeltern waren aus ganz anderem Holz geschnitzt. Selbstverständlich aus trockenem und warmen Holz. Und als der Urgroßvater kaiserlicher Obertiefbauinspektor wurde und die junge Familie eine topmoderne Beamtenwohnung mit eigenem Badezimmer bezog, mussten sie nicht lange überlegen. Die Badewanne wurde mit Sand gefüllt, um darin den Winter über Kartoffeln und Gelberüben zu lagern. Die Menschen dagegen wuschen sich dort, wo es ausdrücklich vorgesehen war, nämlich im Volksbad. Immer am Samstag, je ein Wannenbad in der Einzelkabine für den Herrn und die Dame, danach gab‘s einen Satz frische Unterwäsche, über dem Kohlebecken vorgewärmt, und darüber hinaus einmal im Monat einen Haarschnitt. Sowie den Schnurrbart gestutzt, also den des Urgroßvaters. Von der Urgroßmutter wird in dieser Hinsicht nichts berichtet. Aber von ihr ist die Erkenntnis überliefert, dass, wenn es im Badezimmer keinen Dreck gäbe, man sich nicht richtig gewaschen habe. Wie wahr!

Und ich? Ich grabe ich ein Loch, wann immer es die Umstände erlauben. Die Erde ist mein Element, mein Werkzeug die Schaufel. Nicht in den Lüften, noch auf, in oder unter Wasser fühle ich mich wohl. Mir ein Rätsel, wie andere selbiges von sich behaupten können. Mit Taucherbrille, Paddel und Fesselballon kann ich nichts anfangen, grundsätzlich ist für mich nichts anderes als logisch, dass auch Fluggeräte an sich Teufelswerk sind. Wenn es seine Bestimmung wäre, hätte der Mensch Flügel beziehungsweise Schwimmhäute zwischen den Zehen – hat er aber nicht und das macht Sinn.

Es ist jetzt fünf- oder sechstausend Samstage später, das Volksbad ist seit Langem geschlossen und dämmert im Dornröschenkoma dahin, doch auch ich mache Fortschritte. Jeden Morgen setze ich mich in ein Erdloch und experimentiere mit der Sanddusche. Nackt natürlich. So reinigt der Körper die Seele. Wenn es nicht gerade regnet, natürlich.

 




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