... der Rückrundenstart

SAMSTAG, 31. JANUAR 2015



Rückrundenstart. Ich freu mich so, dass ich sogar die Bayern anschau. Hab ich jetzt vier von fünf Lesern zum Abbremsen gebracht? Macht nichts, ich schreib eh lieber für Leute, die auch mal verlieren können.

Ich hab alles aufgesogen, mich am Grün des Rasens erfreut. Sogar am Ball, der dem Opdenhövel vor Anpfiff zulief. Und der hat sich auch gefreut. Ein Ball. Es geht los. Ah, der Spielverderber ist auch zurück: Wann hören Fußballkommentatoren auf, sich wie Groupies zu benehmen? Wer ersetzt diese dumme Pauschalehrfurcht durch Sachlichkeit, hört auf über den Kader zu staunen und erhebt sich von seinen Knien, wenn er Bayern kommentiert? Nehmt doch endlich mal wieder die anderen Vereine wahr.
Und dann geht es nicht nur los, sondern steht gleich 1:0 für Wolfsburg, was prompt dazu führt, dass die Anzeige links oben im Bild nicht funktioniert. Nicht 1:0 für Bayern? Das muss falsch sein, denkt die Maschine und stockt. Auffällig auch Tobias Welz, der ganz selbstverständlich Foul Bayern pfeift, Spieler mir rot-blauen Streifen sogar rügt.
Schöne Sache: Knoche und Naldo, die ziemlich großen Jungs aus Wolfsburgs Abwehr, klatschen sich über Alabas Kopf ab. Gemeinsam – das ist irgendwie das Wort des Abends für den VfL. Sie basteln wunderschöne Abwehrstafetten, und egal wie lange es dauert, irgendwann ist der Ball weg. Weg von der Gefahrenzone. Zusammen schrumpfen sie Goliath.
Weg war der Ball auch öfter bei den Bayern. Sogar nach Freistößen an der Mittellinie. Sieht man nicht so oft. Und an einem enorm genervten Schweinsteiger. Oder drückt dem nur der serbische Schuh?
23. Minute. Ich schau auf die Uhr. Großartig. Erst die 23. Minute. Sekunden später fällt Rode um und versaut de Bruyne eine Chance. Ich möchte mich aufregen und tu’s. Wenig später bemerke ich, was heute anders ist: Es fehlt das Gegrinse der Bayern. Ehrlich gesagt fehlt es nicht. Im 5-Minuten-Takt zähl ich mit, wie lange das so bleibt … Das ist aber auch wirklich eine coole Viererkette bei Wolfsburg, funktioniert vielleicht so gut, weil sie aus fünfen besteht. Wolfsburg formiert sich zu einem Verbund, zu einem großen funktionierenden Ding und Bayern versucht sich in Rudelbildung und unsouveränen Verbalattacken.
Bei Rodriguez’ Freistoß bilden sie eine ziehharmonische Panikkette (Müllers Gesicht war blanke Angst) aus gefühlten acht Mann und würden sich am liebsten an den Händen fassen. Absurderweise kommt es durch ne Menge Zufälle dann tatsächlich zum Tor. 2:0.
Das Spiel macht so viel Spaß, dass ich bisher den Gang zum Kühlschrank nicht geschafft habe. Es dreht sich nichts, in der 47. Minute haben die Bayern zwei Gelbe Karten, Robben verdribbelt sich nicht, er vertippelt sich eher. 3:0 Ich liebe Fußball! Dann geht es hin und her, die schöne, grüne Kette hat einen Knacks, aber der VfL so viel Tatendrang, als wäre die Winterpause zu lang gewesen (war sie ja auch). In der 73. applaudiere ich diesem Belgier. Und nein, es ist nicht albern, zu Hause im Wohnzimmer jemandem zu applaudieren.
Ist es jetzt besser, die Bayern 5:1 zu besiegen und dann Meister zu werden oder ihnen 5 von 8 Toren der bisherigen Saison zugefügt zu haben? Immerhin hat Hecking nicht den Torwart ausgewechselt, wie Magath damals. Dann wäre Max Grün reingekommen, der Fürther. Und der hat an solche Wechselaktionen ja keine guten Erinnerungen, wie alle wissen, die das Pokalspiel gegen Dortmund gesehen haben.
Dortmund. Ja. Das ist die Mannschaft, die immer noch mit großer Selbstverständlichkeit im gleichen Atemzug mit den Bayern genannt wird. Scheins fällt jedem Experten die Tabelle an dieser Stelle immer herunter, er hebt sie auf und hält sie verkehrt herum. Dortmund, das war das Spitzenspiel am Samstag.
Ein hässlich anzuschauendes Ding, da hätte Sahin gar nicht extra sagen müssen, dass dieses Jahr andere schön spielen müssen, der BVB müsse Punkte holen. Das stimmt, und was war das für ein Jubel, dass einer heraussprang. Haben die alle Prozac genommen – oder warum freuen die sich so? Der Tabellenstand ist schlechter als am Spieltag zuvor. Hätten sie gewonnen, hätten sie die Abstiegsplätze verlassen. Aber hey, wenn der BVB jetzt bei jedem Spiel einen Punkt holt, dann haben die am Ende der Saison ziemlich genau doppelt so viele wie jetzt. Und dann sind sie auf Platz … lasst mich rechnen. Na, wenn das kein Grund zur Freude ist. Wie man in einer halben Stunde von Platz 18 auf 13 springt, hat hingegen der sympathische Sport Club Freiburg gezeigt. Die waren aber auch auf Brautschau. Auf ihren Trikots steht “Sag ja”. Ein unablehnbarer Heiratsantrag für jeden Fan.
Ansonsten hätte Alex Meier das Tor das Tages gemacht, nur leider trifft bei einem einfachen Rittberger mit dem Gesicht zum Tor nicht mal der Frankfurter Schützenkönig. Außerdem schossen erstaunlicherweise der HSV und Stuttgart aufs Tor. Getroffen haben allerdings die anderen. Die Mainzer legten sich zum Weihnachtswetter noch ein paar Geschenke auf den Rasen, feierten mit fünf Toren Namenstag und watschten die Paderborner aus dem Winterschlaf.
Sonntagsspiele? Sind schön. Aber Sonntag arbeite ich bzw. musste vor kleinen Männern fliehen, die mich mit fußballgroßen Schnee-Bällen verfolgten (womöglich ein Leser). Damit entging ich dem nicht zu unterschätzenden Euphorieschock, wenn ich noch mal vier Stunden Wiedersehensfreude draufgepackt hätte. Und: Am Dienstag geht es ja schon weiter. Danke, du englische Woche.




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