... der Wundertyp

MONTAG, 17. NOVEMBER 2014



Neulich noch “Sag nicht, wer du bist”, jetzt “Mommy”. Der französisch sprechende Kanadier Xavier Dolan ist nicht nur schnell, sondern auch gut.

Was ich so an Xavier Dolan mag, ist diese entschiedene Art, mit einem Thema rauszugehen. Dolan ist für mich der beste Nachwuchsmann der letzten Jahre. Sein Thema ist offensichtlich die Beziehung zwischen Mutter und Sohn, und wer so wie er über diese Beziehung Geschichten erzählt, kann nicht unbetroffen sein. Genau das bewundere ich, wie man mit einer Schwäche so umgeht, Kunst draus macht.
Derzeit ist Dolan 25, wisst das mal und schaut Euch „Laurence Anyways“ an, den Film, den er vor zwei Jahren auf den Filmfestivals in Cannes und Toronto präsentierte. Noch nie hat jemand so über eine Geschlechtsumwandlung gesprochen, sorgfältig erzählt, fantastische Schauspielerführung, jede Minute ist wichtig, keine zu viel.
Die Länge seiner Filme könnte seine Schwäche sein, „Mommy“ dauert fast zweieinhalb Stunden. 140 Minuten, die von Hysterie geprägt sind, das gehört bei Dolan dazu. Auch sein erster Film über Mutter und Sohn war akustisch schwer zu ertragen. Und das ist trotzdem gut? Ja, wird es, wenn du drin bist in dieser Welt. Auch hier brüllt man sich mit überschlagenden Stimmen oft an, fast mehr noch als bei „I killed my mother“, denn der 15 Jahre alt Steve neigt zu unkontrollierbaren Wutausbrüchen.
Er ist da reingerutscht, nach dem Tod seines Vaters. Aber es war nicht nur eine Phase, es wurde zu einer Spirale, die ihn erst in Heime für Schwererziehbare führte. Der Film startet da, wo er aus einem solchen rausgeworfen wird. Seine Mutter (die Gleiche wie beim Dolan-Debüt!) zieht wieder mit ihm zusammen. Und wie Dolan die wenigen schönen Momente inszeniert, ist – ja, ganz großes Kino. Wer den Film sieht, weiß dass dies im wahrsten Sinne des Wortes passiert, was damit zusammenhängt, dass der Kanadier im 1:1-Format dreht.
Dolan hat anfangs alles selbst gemacht, auch heute steht er noch bei Regie, Drehbuch, Schnitt und Kostüme, nur mitspielen tut er nicht mehr unbedingt. Seinen ersten Film habe ich mir zugegebenermaßen wegen des reißerischen Titels angeschaut. Heute ist es schön zu wissen, dass man keinen seiner Filme verpassen sollte, wenn man Kunst leiden kann. Und zum Mitnehmen ein Satz von Dolan: Er sagt, er kennt die Lügen, die wir uns selbst erzählen, wenn wir aus Angst etwas vor anderen verbergen. Wie man so viel in einen Satz packen kann …

Gespielt wird MOMMY im Casablanca!
 
 

 




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