Einer von uns: Markus Kavka

SAMSTAG, 1. NOVEMBER 2014

#DJ, #Interview, #Musik

Also jetzt keiner aus dem curt-Team. Aber zumindest – und mindestens – ein Bruder im Geiste. Nur ein bisschen älter, anerkannt, ausgezeichnet und erfolgreich. Markus ist ein Phänomen, gehört er doch keinem Kollektiv an (Band, Team, o.ä.), sondern macht von Anfang an konsequent sein eigenes Ding. Alleine sein will er aber natürlich nicht, wenn er nach Nürnberg kommt, um in der Rakete aufzulegen.

Und so waren wir, zusammen mit anderen DJs, urfränkisch essen. Gemeinsames Plaudern und Stärken, bevor es kurz nach Mitternacht zum exzessiven Auflegen in den Club gehen soll. Mit am Tisch, das darf nicht unerwähnt bleiben, saßen auch die DJs Oliver Koletzki (natürlich ein Freund von Markus), And.Id, Move D und Owen Howell, The Pushaman und die Gastgeber des Abends, Jürgen Kirsch und Moritz von der Rakete. Dennoch setzte Markus sich anständig neben mich, wir brachen das Eis und das Brot, lachten, schmatzten und freuten uns über alte, gemeinsame Geschichten. Am ersten Abend in seinem Nürnberger Stammclub legte er sich kurz vor seinem Set im Keller auf einem alten Tisch ab. „Ich war eben müde“, kommentierte er grinsend. Ich erklärte ihm väterlich, dass davor und danach nie wieder jemand in diesem Kellerloch schlafen wollte, und dass das ja sicher auch nicht gesund sei. Zufrieden biss ich in mein Schäufele und dachte dabei an unseren Fotografen, der bald im Club sein Equipment aufbauen würde, um Markus und Co. abzulichten. Ich sinnierte kurz, wurde jedoch von den mit Obstlern anstoßenden DJs unterbrochen. Die Engländer saugten, vom Schnaps sichtlich beindruckt, die Luft ein. „Das tutt gutt“, sagte der Eine, „Smekkt!“ der Andere. Alle lachten.

Anschließend zogen sie sich ins Hotel zurück, man verabredete sich für 1 Uhr. Ich selbst begab mich direkt in den Club und half Fotograf Torsten beim Aufbau der Lichter, diente als Lichtdouble bei den Probeshootings und besorgte schon mal Kaltgetränke. Die Weichen wurden gestellt.


Mit Deiner Sendung Number One auf ZDF Kultur bekommst Du großartige Stars vor die Kamera. Wer sucht Deine Gesprächspartner aus?
M.Kavka: Das machen die Redaktion, der Sender und ich in Absprache. Viele Stars in der Größenordnung muss man sehr oft anfragen, bei einigen handelt man sich auch direkt ‘ne Absage ein. Die Rolling Stones, Paul McCartney, oder Elton John geben leider so gut wie keine Interviews mehr.

Welcher Interviewpartner hat Dich bei NO bisher am meisten überrascht?
M: Phil Collins. Die Musik von ihm habe ich immer gehasst, im Interview war er aber einer der lustigsten, charmantesten und klügsten Gesprächspartner, die ich jemals hatte. Und einer der ehrlichsten. Am Ende hatte ich fast das Gefühl, als wäre ich sein Therapeut, dem er das Herz ausgeschüttet hat.

Einige Deiner Interviewpartner sind ja sicher alte Buddies von Dir. Tritt da manchmal ein Klassentreffen-Gefühl ein?
M: Klar, bei den Herrschaften von den Toten Hosen, Die Ärzte, Fanta 4, Rammstein und ein paar anderen hat sich nach sehr vielen Interviews schon so langsam ein kumpelhaftes Verhältnis entwickelt. Wobei es allen Beteiligten schon auch wichtig ist, die nötige Distanz zu wahren.

Wir haben uns auch schon oft getroffen – Du legst regelmäßig in der Rakete auf. Dort stehst Du hinter den Plattentellern, an der Bar und am Kicker. Das klingt sehr angenehm, auch, wenn Du gegen mich beim Kickern immer verlierst. Wie oft warst Du schon da, wann kommst Du wieder?
M: In der Rakete war ich bestimmt schon sechs- oder siebenmal, gerade eben im Oktober, und im nächsten Jahr komme ich gerne wieder. Aber dass ich gegen Dich beim Kickern immer verliere, wäre mir neu. Tatsächlich eilt mir eher mein Ruf als ungeschlagener Killer voraus. Was auch nicht ganz den Tatsachen entspricht, die Wahrheit liegt also wohl irgendwo dazwischen.

Als Franke bist Du bekennender Fan von Bayern München. Leidest Du trotzdem mit dem Club mit?
M: Franke? Ich?! Ist man ein Franke, wenn man fünf Jahre in Nürnberg studiert und gewohnt hat? Weil, tatsächlich bin ich Oberbayer. Aus Ingolstadt. Und ja, Hardcore-Bayern-Fan. Trotzdem leide ich mit dem Club. Weil die einfach in die (Erste) Bundesliga gehören, ohne Wenn und Aber.

Was wäre Dein Erfolgsrezept für den Club?
M: Mehr auf die eigene Jugend setzen und dem Projekt Wiederaufstieg mehr Zeit, Geduld und Nachhaltigkeit widmen.

Du bist Moderator und DJ, aber auch Autor. Darf man sich auf ein neues Buch freuen?
M: Ich hoffe, dass ich schon bald die Zeit finde, einen neuen Roman zu schreiben. Der kommt dann aber garantiert nicht vor 2015.

Welches Buch liest Du gerade? Und welches kannst Du empfehlen?
M: Gerade lese ich Schneckenmühle von Jochen Schmidt, mein absolutes Lieblingsbuch ist The Cocka Hola Company von Matias Faldbakken.

Vor über 10 Jahren hast Du den Blog stoerungsmelder.org mitgegründet. Eine Initiative gegen Rechts, mit der Du Dich in Schulen direkt an die Kids wendest, um vor rechtem Gedankengut zu warnen. Wie muss man sich das vorstellen?
M: Es ist eher ein Aufklären als ein Warnen. Wobei, Du hast schon recht, das Aufklären über Rechts beinhaltet ja auch eine Warnung. Was wir machen, ist Workshops an Schulen abzuhalten, in denen wir Jugendliche über rechte Ideologien, Musik, Kleidung etc. informieren, mit dem Ziel, sie weniger empfänglich für rechtes Gedankengut zu machen.

Wer sind Deine prominenten Mitstreiter?
M: Zum Beispiel Klaas Heufer-Umlauf, Jennifer Rostock, Ole Tillmann und der Verein „Gesicht zeigen!“.

Wie kam es dazu?
M: Ich selbst hatte als Jugendlicher immer Stress mit Nazis, vor elf Jahren wurden zwei Freunde von mir brutal zusammengeschlagen. An dem Punkt habe ich mir dann gedacht, dass es mir nicht mehr reicht, nur im Privaten etwas gegen Rechts zu unternehmen, sondern das auch mal gebündelt und öffentlich zu machen.

Wie kann man Euch an „seine“ Schule holen, z.B. zu unseren Kids nach Nbg?
M: In Nürnberg war ich auch schon mal an einer Schule. Grundsätzlich ist der beste Weg, eine Mail an „Gesicht zeigen!“ zu schreiben, weil die das Ganze koordinieren.

Du bist auch aktiv bei „Freunde fürs Leben“ und „Junge Helden“. Warum sind Dir diese Projekte so wichtig?
M: Weil ich einen persönlichen Bezug zu den Themen Suizid und Organspende habe, und genau deswegen engagiere ich mich auch dafür.

Es scheint mittlerweile ein Marketingtool zu sein, Gutes zu tun. Stört Dich das? Oder nützt es im Allgemeinen?
M: Sagen wir mal so: Schaden tut es sicherlich nicht. Und die Leute sind auch nicht doof, die merken sehr schnell, wenn Prominente nur aus Selbstzweck und Promotiongründen Gutes tun.

Was steht bei Dir in der nächsten Zeit an? Gibt es neue Projekte?
M: Roman schreiben. Viel Auflegen. Eine neue EP produzieren. Radio machen. Fürs TV drehen. Langweilig wird‘s mir also nicht!

Noch einen Gruß an Brigitte, die früher das Gasthaus Braun betrieben hat?
M: Das Gasthaus Braun war für mich immer noch ein zusätzlicher Höhepunkt, wenn ich hier aufgelegt habe. Sagenhaftes Essen, wunderbare Atmosphäre, super Chefin. Sehr schade, dass es die Bude nicht mehr gibt.

Bitte noch einen pfiffigen Kalauer, so was wie: „Ich hab mich hinten angwurzelt, damit niemand aus dem Album purzelt.“ So was in der Art. Was man sich eben gerne auf den Arm tätowieren würde.
M: A Riesendepp, der Typ, und zu Recht tot.



Danke für das Gespräch, Markus!   [Interview: Mäusi Joppke]

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