So war: Comic Salon 2014

DIENSTAG, 1. JULI 2014



Über 25.000 Besucher kamen dieses Jahr nach Erlangen um sich rund um grafische Literatur zu informieren und begeistern. Unser freier Redakteur Philipp Herzog hat seine ganz eigenen Eindrücke mitgebracht ...

Samstag, der 21. Juni 2014. Es ist 14:45 Uhr und ich erreiche mit drei Freunden den Bahnhof in Erlangen. Hier findet in diesen Tagen zum 16. Mal der Internationale Comic-Salon statt. Ein Pflichttermin für die Fans jener bedruckten Blättchen, die im Urlaub am Badesee die Langeweile vertrieben, während die Freunde in der Heimat weilten.

Ich gebe es offen zu: Ich bin kein Comicexperte und gehörte nicht zu den Kindern, die von „Herr der Affen“ über „Apache Junction“ bis „Spiderman“ alles verschlangen, was Taschengeld oder Verhandlungstalent auf dem Schulhof hergaben. Meine Comicerfahrungen beschränken sich auf das „Lustige Taschenbuch“ und ich machte sie ausschließlich in der Kindheit. Umso größere Erwartungen begleiten mich auf dem Weg zur Heinrich-Lades-Halle, einer von 29 Locations, die für vier Tage im Zeichen des Zeichnens stehen.

Auf dem Weg dorthin laufen uns bereits drei junge, fröhliche Männer mit gelben VIP-Pässen über den Weg. Die Richtung stimmt. Wenig später bietet sich uns auf dem Vorplatz eine sommerfestähnliche Atmosphäre mit Bierbänken, Ticketstand, attraktiven Tomb Raider- und Jake-Imitatoren und einem 5 Meter großen Badman-Plakat. Wir betreten die Halle und versinken in einer bunten Bilderwelt. Wir sehen Animebräute, T-Shirts, DVDs, Brettspiele, Plüschtiere, Taschen, Actionfiguren, Kostüme, Kissen, Wundertüten, Jutebeutel, Postkarten, sogar Spielzeugautos und natürlich unzählige Comics, die von Western, über Sci-Fi bis Abenteuer jedes Genre abdecken, das das Comicherz begehrt. Immer wieder beschallen uns freundlich-lässige Durchsagen zu anstehenden Signierstunden und Zeichenworkshops. Das Publikum kennt keine Altergrenzen, die Stimmung ist, trotz der vielen Besucher, entspannt.

Neben den Radierungen von Otto Dix staunen wir über eine rießige Ausstellung von Jaques Tardi, der französischen Comic-Korifähe. Unter dem Namen „Landschaft des Todes – Jaques Tardi und der 1. Weltkrieg“ werden düstere Schwarz-Weiß-Bilder gezeigt: Soldatengräben, Verwundete, Flüchtlinge. Comicähnlich ordnet er drei gleichgroße Panels auf dem Blatt an. „Bewusst verhindert er dadurch einen klassischen Spannungsaufbau und hält den Leser auf Distanz.“ Das ließt man auf einer der zahlreichen Infotafeln.

Beeindruckt wechseln wir den Ort und werden auf Anke Feuchtenberger aufmeksam, deren Themen Weiblichkeit und die Fremdheit des eigenen Körpers sind. Ebenfalls wie Tardi widmet sie sich keinen klassischen Comicthemen. Ihr Zeichnungen sind rau, dunkel und bedrückend. Sie erzählt Geschichten von Frauen, die darunter leiden, Frauen zu sein, weil sie ihre eigene Körperlichkeit nicht verstehen. Das wird ganz reduziert mit meist schwarzer Kreide und wenigen Farben dargestellt. Tardi und Feuchtenberger sind zwei Künstler, die die Ausdruckskraft des Comics nutzen, um ernste Themen zu verarbeiten, abseits von den bunten Blättchen, die ich immer mit dem Wort „Comics“ verband. Auf dem 16. Comicsalon sind sie damit eine Bereicherung für Laien wie mich, als auch für Freaks.


Philipp Herzog    




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