DJ auf Reisen: Patrick Jahn

SAMSTAG, 1. MäRZ 2014

#Interview

Ein DJ-Set von Patrick Jahn in Nürnberg, das gab's schon ein ganze Weile nicht mehr. Das wird nun bei Jack it! nachgeholt. Und hier erfahrt Ihr, was da die letzten Monate los war. Weg war er, der Patrick - wir haben mit ihm geplaudert.

Ein halbes Jahr lang haben wir von Patrick nichts als sein Facebook-Profil zu sehen bekommen. dann zumeist irgendwas mit Palmen oder Meer. Da kommt erstens ein bisschen Neid auf, vor allem aber auch so manche Fragen – jetzt ist er wieder im Lande und wir haben ihm diese gestellt:


Du warst jetzt ein halbes Jahr weg aus Nürnberg. Warum?
Für Lisa und mich war das eine Mischung aus Studien-, Hochzeits- und Urlaubsreise. Lisa studiert internationales Management an der IBS und musste ein Auslandssemester und -praktikum absolvieren. Sie hat sich dafür entschieden, auf Bali Asian Economics zu studieren und ein Praktikum bei der NGO Navdanya in Indien zu machen.
Wir haben ja vergangenes Jahr geheiratet und wollten natürlich auch noch gemeinsam losziehen.
Also haben wir das verbunden – was aber ohne die Unterstützung unserer Familien und Freunde nicht möglich gewesen. Deshalb bei dieser Gelegenheit nochmals ein kleines großes „Danke“.
Also waren wir jetzt also vier Monate auf Bali, drei Wochen auf einer Saatgutfarm in Dehradun (im Norden Indiens), drei Wochen in Indiens Hauptstadt Delhi, zwischendurch noch zehn Tage auf den Gili-Inseln (Indonesien) und vier Tage in Bangkok.

Wo war es am schönsten?
Mein Favorit waren die Gili-Inseln. Kein Verkehr, nur Fahrräder und Kutschen, superwarmes, glasklares Wasser und lauter nette und aufgeschlossene Menschen.

Als grobschlächtiger Mensch behaupte ich jetzt mal: „Asien – da ist doch eins wie’s andere!“. Ihr habt ja doch ein paar unterschiedliche Ecken kennen gelernt ...
Naja, es gibt da schon viel Reis, Baby! Aber mal im Ernst: Es gibt in Asien, sowohl landschaftlich als auch kulturell, eine Vielfalt, die ich vorher so noch nirgends erlebt habe. Die unzähligen, kontrastreichen Eindrücke, die dort auf einen einströmen, sind eine Herausforderung für alle Sinne und eine richtig eindrucksvolle Erfahrung.

Wart Ihr voll im „Alltagsgeschehen“ involviert, oder doch eher „Touris“?
Wir waren schon die meiste Zeit ins Alltagsgeschehen einbezogen, auf Bali noch mehr als in Indien, da wir dort ja 4 Monate gelebt haben. Wir hatten ein Haus gemietet, da Lisa fast jeden Tag zur Uni musste. Und ich hatte nach einiger Zeit auch ein paar feste Termine zum Auflegen. Somit war Jimbaran auf Bali quasi unsere Homebase.
Wie wir festgestellt haben, sind wir auch nicht so die typischen Touristen – überfüllte Tempelanlagen, Heiligtümer und Strände haben uns eher abgeschreckt. Uns lag es da mehr am Herzen, den Alltag, die Freuden und Leiden der Einheimischen kennenzulernen und Ecken zu sehen, die einem sonst verborgen bleiben.
So richtig als Touris haben wir uns dann eher in Bangkok und auf den Gilis gefühlt, das waren dann die Urlaube vom Bali-Alltag.

Wie sah ein „ganz normaler“ Tag aus?
Lisa: „Relativ früh“ aufstehen, Uni, Strand, Yoga, ein bisschen surfen, lernen, essen.
Patrick: Lange schlafen, essen, Musik hören, Strand, angeln, ein bisschen surfen oder auflegen.

... und ein „schlechter“?
Es regnet und ist kalt in Indiens Norden, da musst du für heißes Wasser erstmal Holz hacken, um Feuer zu machen. Eigentlich hat sogar das Spaß gemacht, aber etwas Schlechteres fällt mir gerade nicht ein.

Was war Dein Highlight-Erlebnis?
Nachts am Strand: über uns sternenklarer Himmel, ein Halo* auf offenem Meer und auf der Nachbarinsel Blitz und Donner hinter einem Vulkan – das flasht!

Bezüglich „Land und Leute“: Was hat Dich da geflasht?
Der Verkehr – auf den ersten Blick mehr als chaotisch. Unvorstellbare Methoden, Menschen, Tiere und Gegenstände zu transportieren! Und dennoch herrscht selbst im größten Trubel eine allgegenwärtige Tiefenentspanntheit, die bei uns undenkbar wäre.

Wir kennen Dich ja hierzulande als umtriebigen DJ – haben die Balinesen oder Inder Dich auch als DJ erlebt?
In Jimbaran** auf Bali haben wir ja vier Monate gelebt, da hatte ich, ein paar Kilometer weiter in Uluwatu, dann auch feste Termine zum Auflegen im „Single Fin“***.
Neben all diesen Sonntagen war ich auch mal in Bangkok, bei den Jungs von „Zudrangma Records“ und hatte ein 7-Stunden-Abschiedsset beim „Uluwatu Music Festival“ an Silvester.
Und auf einer Luxusyacht um die Gili-Inseln in den Sonnenuntergang schippern und dabei auflegen war auch nicht schlecht.

Gibt’s Unterschiede, wie die Leute „Party machen“?
Da Bali schon viele Junggebliebene, Surfer und Partytiere aus aller Welt anzieht, sind die Feiern meist von Beginn an und bis zum bitteren Ende gut besucht. Die Leute kommen wirklich auffallend früh und die Stimmung ist gefühltermaßen auch um einiges ausgelassener.

Ihr wart ja auch in Indien: Da kommt derzeit hierzulande vor allem das Thema „Vergewaltigungen“ und dann erstmal lange nichts ... was kannst Du über das Land sagen?
Patrick: Das mit nur ein paar Worten zu beschreiben, ist kaum möglich. Indien ist so riesengroß, fast zehnmal größer als Deutschland, mit unterschiedlichen Sprachen und Gepflogenheiten. Wir haben „nur“ den Norden bereist und können sagen: Wir wurden nicht vergewaltigt!
Lisa: Allgemein gilt, dass man als Frau eher nicht alleine reisen sollte. Auch sollte man sich sehr zurückhaltend kleiden, das dient aber auch dem Respekt anderen Frauen gegenüber. Man muss einfach verstehen, dass man sich in Indien in einer anderen Kultur bewegt und hier zu Gast ist. Vorsicht ist in jedem Fall geboten, jedoch sollte man keine Angst haben. Allenfalls einen gesunden Respekt. In der U-Bahn in Delhi gibt‘s zum Beispiel ein extra Frauenabteil.

Traurige Erfahrungen?
Dass Korruption teilweise schon sehr in der Kultur verankert und weit verbreitet ist. Und zu sehen, unter welchen Bedingungen Menschen leben, wie sie ausgenutzt werden und wie sich manche Touristen benehmen. Auch unsere neu gewonnenen Freunde zu verlassen, war jedesmal eine traurige Angelegenheit.


Besonders schöne Erfahrung?
Dass wir uns auch in der Ferne zuhause gefühlt haben, überhaupt die ganze Reise machen zu können und den Rückhalt bei Familie und Freunden zu haben.

Apropos: Wie intensiv war denn der Kontakt in die Heimat?
Durch regelmäßiges Telefonieren, Skypen, Emailen und natürlich – die Geisel der modernen Welt – Facebook waren wir praktisch nie weg.

Wie viel Zeit habt Ihr „digital“ verbracht?
Letztlich dann doch wieder mehr als wir eigentlich vor hatten.

Was hast Du vermisst?
Familie, Freunde, Hund, Pferd, stabiles Internet und fränkische Spezialitäten!

Und was wirst Du jetzt, da Du zurück bist, am meisten vermissen?
Die neuen Freunde, „Single Fin“-Sonntage , Hundegeheule in der Nacht und krähende Hähne zum Sonnenaufgang.

Was hast Du gelernt?
Entspannt zu bleiben, ein paar Brocken Bahasa Indonesia, einiges über Organic Farming und Seedkeeping … und dass Disco ganz groß zurückkommt!

Was hast Du mitgebracht?
Viel Energie, Musik, Werkzeug und andere geheimnisvolle Sachen.

Bleibst Du jetzt erst mal wieder in Nürnberg?
Patrick: Ja. Es stehen ein paar Projekte an, auf die wir uns nun voll Tatendrang stürzen, beziehungsweise schon mitten in der Planung stecken. Das sind meine neuen Partys Jack it! am 7. März in der Mitte, bei der ich mit Albert Imhof, Ohio P. und den Rothoren ganz klassischen House abfeiern werde. Und dann auch noch am 9. Mai Lost in Paradise – eine lupenreine Disconacht mit meinem geschätzten Kollegen Robert Spoljaric im Club Stereo. Außerdem würde ich gerne eine Location in der Umgebung finden, wo man draußen den Sonnenuntergang beobachten und dazu schön Disco hören kann. Ein House- und Disco-Open-Air, das würde mir vorschweben. Also her mit Ideen!
Lisa: Und am 20. September gibt‘s auch wieder unseren „Geschmacksverstärker“ mit lecker Essen, Wein und Musik.
Patrick: Langfristig wären dann noch die Welt zu retten, Kinder zu haben … und am besten auch gleich noch den Soundtrack dazu abliefern.

Eine Botschaft zu guter Letzt?
Schön, wieder hier zu sein!

Patrick Jahn: DJ-Set bei Jack it! Am 7. März in der Mitte Soundbar.
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Erläuterungen:
* Halo: Sammelbegriff für Lichteffekte in der Atmosphäre.
** Jimbaran: Ein Fischerdorf nahe Kuta, auf Bali.
*** Single Fin: Eine Bar in Uluwatu, an der Südspitze Balis.




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#Interview

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