Claudias Kinoempfehlungen im Oktober

SONNTAG, 1. OKTOBER 2017

#Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Film, #Filmhaus Kino, #Kino

Mal dir die Welt, wie sie dir gefällt? Einer Kanadierin gelingt das, einem schwulen Finnen auch, einem Regisseur allerdings, trotz Indianer-ehrenwort, weniger. Und in Äthiopien klappt das mal gleich gar nicht.

TOM OF FINLAND
AB 05.10. // CASABLANCA   
Also die Kombination Finne und Zweiter Weltkrieg legt die Vermutung nahe, dass es sich um einen sehr spröden Film handeln wird. Doch das ist nicht der Fall. TOM OF FINLAND erzählt das Leben der Schwuleninkone Touko Laaksonen, der als Soldat seine ersten homerotischen Erfahrungen machte. Ob nackte Männer über's Eis stolpern oder zwei sich im Park annähern, man glaubt den Bildern, dass es ein gefährliches Spiel ist, so zu sein, wie “man” es nicht duldet. Laaksonen war aber auch Künstler und auf der Suche nach Möglichkeiten zur Veröffentlichung seiner Zeichnungen. Für sich genommen schon spannend. Und ich finde die Fußnote irgendwie witzig, dass der 1991 in Helsinki verstorbene Illustrator nur “richtige Männer” mochte und zeichnete. In der Wortwahl scheinen sich Konservative und progressive Homosexuelle immerhin einig zu sein …
 



DAS GRÜNE GOLD
AB 05.10. // FILMHAUS   
Die äthiopischen Bauern erkennen deutlich, was in ihrem Land vor sich geht, dass Investoren sich ihres Ackers bemächtigen und sie vertrieben werden. Sechs Jahre recherchierte der Filmemacher sein Thema. Denn er verstand einfach nicht, wieso ein Land, das Hunger leidet, Nahrungsmittel in den Export gibt. Der Fortschritt bricht den Menschen das Genick, das geht ganz passiv durch Stillhalten. Jeder, der mitspielen darf, redet Rodung und Umsiedlungen klein. Es ist so verständlich wie das Schweigen der Frauen. Sie haben die Wahl zwischen Sklaven-arbeit oder einem Statement, das sie entlässt. Und sie müssen bleiben, während das Filmteam weiterzieht. Wo Menschen Profit riechen, interessiert Tradition und Kultur nicht. Auch wenn sie zu Tausenden ihr Recht einfordern, hört keiner hin. Wir wundern uns nur über Flüchtlinge.  
 


DIE EINSIEDLER
AB 12.10. // CASABLANCA     
Runter ins Tal und Geld verdienen, oder oben am Berg den Hof weiterführen? Das ist die Frage, die dem semmelblonden Albert immer wieder durch den Kopf geht. Er hat es eigentlich gut, wird oben wie unten gebraucht. Man weiß nicht, ob Ronny Trocker, für den es ein Heimatfilm ist, hier eine Geschichte erzählt, oder ob gleich ziemliches Unheil droht. Er hat einen Kameramann mit einem besonderen Blick und die entschleunigte Atmosphäre bietet Raum für schweigende, eben interpretationsfähige Schönheit. Auch wenn nicht viel geredet wird, sind die Stimmungen in DIE EINSIEDLER sofort greifbar und der Film hat eine sehr schöne Handschrift. Außerdem ist das Debüt ein ausgezeichneter Beitrag zum Thema Perspektivlosigkeit. Ein stiller Tipp.
 


WHAT HAPPENED TO MONDAY?
AB 12.10. // CINECITTA    
Der norwegische Regisseur Tommy Wirkola hat bisher nur geübt für diesen intelligenten Science-Fiction-Hammer. In einer rigiden Ein-Kind-Zukunft Siebenlinge zu bekommen, bedeutet für sechs den Tod. Doch das lässt Großvater Willem Dafoe, der alte Revoluzzer, nicht zu. Er schickt jeden Tag ein anderes der Mädchen raus in die Welt. Die anderen leben gut versteckt ein diszipliniertes Leben. Noomi Rapace, die coole Schwedin (Lisbeth Salander in den Stieg-Larsson-Krimis), spielt alle sieben Frauen, die nach Wochentagen benannt sind und binnen Minuten haucht sie jeder eigenes Leben ein. Alleine das ist ein Grund, gerne ins Kino zu gehen. Geheimnisse haben in einer gläsernen Welt großen Reiz und es gilt die Regel, was einer passiert, passiert allen. Der Plot wäre schon spannend, ohne dass Monday eines Tages nicht mehr nach Hause kommt. Hier wechseln wir ins Action-Genre, Rapace springt in leere Müllcontainer, kennt keinen Schmerz, Glenn Close darf böse sein und Ihr solltet nicht so viele Fragen stellen, dann könnt Ihr den coolsten Film des Monats genießen.
 


ES WAR EINMAL INDIANERLAND
AB 19.10. // CINECITTA    
Filme kurz vorm Erwachsenwerden haben meist automatisch eine gute Geschichte. Dieser hier ist allerdings in der Umsetzung einen Tick zu hip und bei der Message einen Zacken zu brav. Stakkato-Bildfeuerwerk und Zeitsprünge wollen sehr gefallen, wenn der Junge aus der Unterschicht (gut erzogen, mit Traumkörper, klar) die Zicke aus dem reichen Teil der Stadt überzeugen will. Wer erzählt Regisseuren eigentlich, dass Mädchen darauf stehen, wenn der Anwärter sich bei der ersten Kontaktaufnahme die Telefonnummer in die Haut ritzt? Der 17-jährige Mauser weckt damit zumindest Jackies Interesse. Doch da ist noch so ein anderes Mädchen mit Brille, Bohrmaschine und eigener Bude. Bis wir sehen, zu wem der nette Nachwuchsboxer besser passt, fehlt es der Story an Seriosität im Umgang mit einigen ernsten Themen (Mord!). Stattdessen merkt man die Werbefilmvergangenheit des Regisseurs recht deutlich.
 


MAUDIE
AB 26.10. // CINECITTA   
“Benny & Joon” kennt wahrscheinlich keiner mehr. MAUDIE erinnert mich trotzdem an diesen alten Film mit Johnny Depp, denn auch hier finden zwei eigenwillige Menschen zueinander. Maudie hat Arthritis und ist von ihrer Familie im Kanada der 30er-Jahre nie gut behandelt worden. Mutwillig nimmt sie eine Stelle als Haushälterin an, obwohl sie weder weiß, was zu tun ist, noch körperlich belastbar ist.
Ethan Hawke habe ich lange nur für “Before Sunrise/Sunset” gemocht und Sally Hawkins strengt mich mit ihrem grenzenlosen Happy-Go-Lucky-Optimismus auch mal an. Hier finden sie wunderbar zusammen. Hawke stets missgelaunt (“Heiraten kostet viel und ist albern”) und Hawkins als ganz schön verschmitzte Frau, die viel wagt, aber nicht bereit ist, über ihre Schmerzgrenzen zu gehen. Ihr Hobby ist das Malen und eine Dame mit schönen Schuhen aus New York entdeckt ihr Talent, sodass das skurrile Paar nicht mehr nur von seinem kargen Lohn allein leben muss. Gefühliges Biopic.
 




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