#NUE2025 auf dem Weg zur Kulturhauptstadt #3

MONTAG, 1. MAI 2017

#Design, #Kultur, #Stadt Nürnberg

Nürnberg will Kulturhauptstadt 2025 werden – Dazu braucht es neben der Beteiligung der Stadtgesellschaft vor allem Ideen, Konzepte und Visionen. curt stellt jeden Monat Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur vor, die sich genau darüber ihre Gedanken machen: Wie hält uns die Kultur zusammen? In welcher Stadt wollen wir in zehn oder zwanzig Jahren leben? Wie sieht unser Nürnberg 2025 aus? Denn es braucht Utopien, um unser Denken in neue Richtungen zu lenken! – diesmal ein Beitrag des Designers Markus Bischof.

“Ich mache mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt.”
(Zitat: Pippi Langstrumpf)

Gehen wir mal davon aus, die Stadt entspräche genau dem, was wir uns wünschen. dann wäre das hier mein Nürnberg:

Ich bin stolz, ein Nürnberger zu sein und ich muss nicht erklären warum, denn meine Stadt und ihre Qualitäten sind nicht nur in Rankings bekannt, sondern es ist im Bewusstsein aller verankert.

Architektur/Stadtplanung
Mutige und zukunftsweisende Stadtplanung haben es ermöglicht, dass historische Substanz und visionäres Denken eine gemeinsame architektonische Zukunft eingehen können.

Der Verkauf des Quelle-Areals war damals ein Schock für uns alle, aber zum Glück konnte es die Stadt nach langen BEMÜHUNGEN doch noch zurück erwerben. Mit Mut, Feingefühl und dem öffentlichen Interesse hat sich ein Ort entwickeln können, der für Kunst, Architektur und Design nicht mehr wegzudenken wäre. Dank ihm hat die Stadt einen Gegenpol geschaffen, der prächtig und stolz das experimentelle und neue Nürnberg verkörpert und Menschen aus der ganzen Welt anzieht. Wie hätte man auch nur einen so wertvollen Neufert–Bau (Architekt Ernst Neufert, 1900-1986) einfach ignorieren können – für diesen Schritt bin ich noch jeden Tag dankbar und freue mich für mein Nürnberg.

Museen sind das Spiegelbild unserer Gesellschaft und eine unabdingbare Nahrungsergänzung kulturellen Hungers. Auch hier hat Nürnberg Neues entstehen lassen, um Gegenwart und Zukunft zu repräsentieren.
Aber auch so hat sich viel getan, gewerblich genutzte Gebäude müssen wieder einem erkennbaren ästhetischen Wert entsprechen. Die bereits neu entstandenen Projekte knüpfen an ein selbstbewusstes und zukunftsweisendes Nürnberg des 19. Jahrhunderts an und teilen diese Aussage unumgänglich mit den Bürgern.

Große Wohneinheiten, wie sie damals von Wohnbau oder Immobilienentwicklern errichtet wurden, sind nun Dank internationaler Architekturausschreibung auf dem Weg, sich in ein menschenfreundliches Lebensumfeld zu verwandeln. Noch lässt sich erkennen, mit welcher Einfallslosigkeit und Kurzsichtigkeit man die Nachkriegsarchitektur der 50/60er Jahre wieder aufgenommen hatte und es als einen Stil verkaufte, den es nie gab – Bauhaus war eine Einstellung, kein Stil.

Menschen/Kunst/Design
Wie keine andere Stadt interessiert sich das Referat für Entwicklungen in den Kulturbereichen, informiert sich ausgiebig, um mit bestem Wissen Initiativen zu fördern. Die Stadt hat die wertvolle Erkenntnis erlangt, dass eine langfristige, gemeinsame Entwicklung zwischen Bürgern und Institution viel nachhaltiger ist, als impulsartige Fördermaßnahmen.

Analog zu Unternehmen hat man erkannt, dass die reine Funktion und der kommerzielle Gedanke einer Stadt die notwendige Emotion nimmt, die sie bei der Generation Y für eine Bindung benötigt. Dies zeigt sie z.B. im öffentlichen Bereich, wo Flächen als freie Aktionsräume dienen und den Menschen einen spielerischen Umgang gewähren. Es ermöglicht Bürgern, den Alltag abzulegen und temporäre, meist außerordentliche Erfahrungen zu sammeln. Die Stadt zeigt sich offen und modern und hält alle Möglichkeiten einer Metropole im kleinen und feinen Maßstab bereit. Grünanlagen sind in allen Stadtteilen nach Aspekten der Wahrnehmung angelegt worden, werden regelmäßig gepflegt und durch ausreichend Beleuchtung von Gewalt und Vandalismus ferngehalten. Geförderte Kulturflächen, im Freien und in Gebäuden (Bsp. Quelle), ermöglichen die Kommunikation von Musikern und Künstlern nach außen. Im gleichen Zug hat man die wundervollen Plastiken des „Symposion Urbanum“ restauriert, teils neu positioniert und beleuchtet (Künstler Andreu Alfaro, Plärrer).

Das wirklich Großartige an Nürnberg – und damit hat die Stadt in meinen Augen die liebevolle Elternrolle übernommen – ist, dass ab 2018 für jeden Dürer-Euro ein Beitrag zur Förderung junger Talente verwendet wird. Dies zeigt eigentlich erst, wie weitsichtig und überlegt sich die Stadt entwickelt.

Fazit
Ich bin der Ansicht, dass nicht nur der Titel das Ziel sein sollte, sondern das Bewusstsein, eine innere Einstellung, die Dinge weit über den Titel hinaus entstehen lassen können. Hierzu benötigt es sehr viel Selbstreflexion, Vision und Motivation, um aus dem gegebenen und oft erwähnten Potenzial auch wirklich Maßnahmen zu gestalten, die eine Veränderung herbeiführen. Gemeinsam müssen wir unsere DNA in die Zukunft transportieren und gegenwärtige Leistungen kommunizieren: Der Begriff „hidden champions“ ist eine komische Phantasie – lasst uns feiern!

[So, das war´s ... Eigentlich dürften nun die Lichter im Rathaus bis 2025 nicht mehr ausgehen – dies ist ein kritisches Liebesbekenntnis an meine Stadt.]



[Ein Text von Markus Bischof]


INFO: MARKUS BISCHOF IST PRODUKTDESIGNER AUS NÜRNBERG. SEIT 2010 BETREIBT ER DAS GLEICHNAMIGE BÜRO, WELCHES BEREITS MIT EINER VIELZAHL INTERNATIONALER DESIGNPREISE AUSGEZEICHNET WURDE.  


Link: www.markusbischof.de




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#Design, #Kultur, #Stadt Nürnberg

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