Claudias Kinoempfehlungen für April 2014

FREITAG, 4. APRIL 2014

#Kino, #Kolumne

Schwer musikalisch, dieser April. Ansonsten schlagen wir als Freizeitbeschäftigung Selbstmord und Fußball vor, also umgekehrt. Kino zum Gucken und Knutschen - empfohlen von unserer Cineastin Claudia.

A LONG WAY DOWN
Ab 03.04. // Casablanca
Ach, Nick Hornby. Bei ihm tanzen die Buchstaben. Weil sie sich freuen, dass sie zu Worten werden. Zwar nicht nur lustig, aber schöne Shortys oder Texte über Fußball gehen immer. Bei A Long Way Down waren sich die Meisten einig: super Thema, muss ich lesen! Wenn vier Leute sich beim Selbstmord begegnen und dann betreten am Hochhaus rumstehen in dieser irgendwie seltsamen Situation, das passt. Und inspirierte Jungregisseur Olaf Saumer zu seinem Abschlussfilm „Suicide Club“. Auch wenn er nicht viel Geld hatte, hätte das besser werden können (hört man auch vom ortsansässigen Club). Wurde es aber nicht (reicht aber meist für die Relegation), weswegen wir uns jetzt aufs Original freuen. Da wollten alle mit: 007 Pierce Brosnan ist viel witziger als man denkt, Toni Collette ruft immer laut „Hier!“, wenn es um Selbstmord geht, siehe „About A Boy“. Sie gehören zur Suizidmannschaft, die sich Silvester umbringen will. Wenn schon das Jahr zu Ende geht, dann komm ich gleich mit, denkt sich auch Aaron Paul aus „Breaking Bad“. Vierte im Selbstmordbund ist Provokateurin Jess, gespielt von Imogen Poots, die Ihr links in einer Stimmung seht, in der sie nicht mal einen Song der Toten Hosen braucht, um sich umzubringen.


- - -

BEKAS
Ab 10.04. // Babylon
Unfaire Fouls im Fußball sind eine Sache, mit der der siebenjährige Zana fertigwerden muss (hört man auch vom ortsansässigen Club), plus die Watsch´n seines großen Bruders Dana (Treffpunkt am Bahnhof mit den Bayernfans). Als Waisenkinder putzen sie auf der Straße Schuhe. Trotz Zanas Marktschreierqualitäten läuft das Geschäft schlecht. Sie würden gern mal dorthin, wo Superman wohnt. Amerika ist eine gewaltige Stadt hinter dem großen Hügel, weiß nämlich Dana. Jetzt brauchen sie nur noch Pässe. Dann machen sie sich mit ihrem Langohr Michael Jackson auf den Weg. Der kurdische Regisseur Karzan Kader erzählt die Geschichte seiner Kindheit, seine Flucht aus dem Irak Anfang der Neunziger. Ganz sicher war die nicht so witzig. Wirkliche Herzdiebe!



- - -

MY SWEET PEPPER LAND
Ab 10.04. // Filmhaus Kino
Wir bleiben in Kurdistan, schwenken rüber zu einem poetischen Western mit der schönsten Frau der Welt. Zumindest habe ich noch keine bessere entdeckt im Kino als Golshifteh Farahani, die mir im „Stein der Geduld“ ans Herz wuchs. Zwei Unbeugsame im ekligen Grenzgebiet, er als Polizist, sie als Lehrerin, die keiner da haben will. Er versucht gegen den illegalen Handel und den Paten des Ortes anzukommen, sie will Kinder unterrichten und muss sich vor ihren zwölf Brüdern schützen. Der anfängliche schwarze Humor zerfällt ein wenig zu Staub, die Bilder allerdings sind von Anfang bis Ende von schöner unendlicher Weite. Die Liebe ist so melancholisch wie bei „My Beautiful Country“, das ein wenig leichtere Gegenstück aus dem Kosovokrieg. Darf man das so sagen?



- - -

DOM HEMINGWAY
Ab 17.04. // Cinecitta
Uncool aussehen heißt gewinnen. Matthew McConaughey trug den Oscar heim, Christian Bale und Bradley Cooper Goldene Lockenwickler. Auch Jude Law wollte, dass Leute, die ihn nackt von hinten sehen, mal weg- statt hinschauen. Via Eiscreme nahm er deswegen 25 Pfund zu und entwickelt in DOM HEMINGWAY unglaublichen Prollfaktor. Der entzückende Richard E. Grant sagt dazu den schönen Satz: „Der sieht immer noch wie ein Sexgott aus, das tut mir fast leid“. Nach zwölf braven Jahren im Gefängnis fordert Tresor-Knacker Dom seinen Anteil beim Ex-Chef, schließlich hat er niemanden verpfiffen. Nebenbei frönt er König Alkohol, was den Kontakt mit seiner Tochter erheblich stört. Das ist heiter bis traurig. Der Mann an den Reglern ist der Gleiche wie bei „Sexy Beast“ und das ist kein Schaden.



- - -

ADJUST YOUR TRACKING
Ab 17.04. // Kommkino
Es beginnt mit einem Stottern. Das ist ein passendes Bild, denn Backgroundsängerin zu werden, das klingt doch nach Karrierestottern. Sie kommen nie oben an. Man übersieht sie oder will sie flachlegen. Fragen wir mal Lisa Fischer, Merry Clayton, Darlene Love - die bei den Oscars Bill Murray von seinem Sitz aufspringen ließ, als sie sich mit einer gesungenen Dankesrede für den Goldboy bedankte, den ihr Regisseur bekam. Sie hörte gar nicht mehr auf. In 20 FEET FROM STARDOM erzählt sie und auch Stevie Wonder, Mick Jagger oder Bruce Springsteen von Frauen mit Hammerstimmen und viel Sachverstand.



- - -

SOUNDBREAKER
Ab 17.04. // Casablanca und ab 30.04. // Babylon
Mögt Ihr Finnen auch so gerne? Die sind so kälteunempfindlich und schlagen hübsche Löcher ins Eis. Ich hab jetzt einen mehr auf der Liste. Der hier, Kimmo Pohjonen, ist eine Granate. Nicht dass er einfach Akkordeon spielen würde, er erklärt, was an diesem Instrument göttlich ist. Es hat immensen Charakter, ist lebendig, wie eine Art Tier. Eine super Doku, bei der man sich einfach freut, mit diesem Künstler unterwegs zu sein, insbesondere weil er einen fantastischen Kameramann dabei hat. Ehrlich schön, den Typen kennengelernt zu haben! Denn der Kimmo ist nicht nur Musiker, sondern sympathischer Formulierer vor dem Herrn.



- - -

20 FEET FROM STARDOM
Ab 24.04. // Casablanca
Es beginnt mit einem Stottern. Das ist ein passendes Bild, denn Backgroundsängerin zu werden, das klingt doch nach Karrierestottern. Sie kommen nie oben an. Man übersieht sie oder will sie flachlegen. Fragen wir mal Lisa Fischer, Merry Clayton, Darlene Love - die bei den Oscars Bill Murray von seinem Sitz aufspringen ließ, als sie sich mit einer gesungenen Dankesrede für den Goldboy bedankte, den ihr Regisseur bekam. Sie hörte gar nicht mehr auf. In 20 FEET FROM STARDOM erzählt sie und auch Stevie Wonder, Mick Jagger oder Bruce Springsteen von Frauen mit Hammerstimmen und viel Sachverstand.



- - -

Und zum Schluß noch ein ganz besonderer Tipp für alle Liebhaber von Stummfilmen:

STUMM MIT LAUT
Ab 21.04. & 05.05. // Opernhaus
Normal sieht man Charles Chaplin auf der Leinwand umherzuckeln und dann spielt dazu ein dürrer Pianist in der Ecke eine hektisch vergnügte Melodie. Und das ist schon sehr gut. Im Opernhaus wird ganz plastisch der Unterschied zwischen Kleckern und Klotzen erklärt, wenn die Philharmoniker ansetzen, den bekanntesten Mann der Welt zu begleiten. Zwei Abenteuer hat der Tramp zu bestehen, das erste im Kurzfilm KID AUTO RACES AT VENICE, das zweite in THE CIRCUS. Zum 100. bekam Ersterer von Timothy Brock eine neue Begleitmusik geschenkt. Auch der Film selbst wurde geliftet. Der „Zirkus“ blieb wie er ist, denn er gilt ja bereits als Chaplins lustigster Film. Die Stichworte Hochseilnummer, Löwe und, oho, Tochter des Zirkusdirektors genügen.



- - -

[cn, curt]




Twitter Facebook Google

#Kino, #Kolumne

Vielleicht auch interessant...

20240401_Staatstheater
20240401_Stadttheater_Fürth
20240317_Tafelhalle
20240401_Pfuetze
20240401_PolnFilmwoche
2024041_Berg-IT
20240201_mfk_PotzBlitz
20240401_Comic_Salon_1
20240201_VAG_D-Ticket
20240401_Idyllerei
20240401_ION
20230703_lighttone
20240411_NbgPop_360
20240401_Theater_Erlangen
20240401_Wabe_1
20240401_Neues_Museum_RICHTER
20240401_D-bue_600