Colin Stetson Sorrow Rezension curt München

Gehört: Colin Stetson – Sorrow

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Auch ohne sich tiefer mit dem Hintergrund dieses Musikstücks beschäftigt zu haben, beschleicht einen schon beim ersten Hören der Gedanke, dass die Inspiration für „Sorrow“ keine sehr angenehme gewesen sein muss. Die im Jahr 1977 vom polnischen Komponisten Henryk Gorecki geschriebene 3. Sinfonie op. 36 trägt auch den Titel „Sinfonie der Klagelieder“ und basiert auf Texten, welche ein Teenager in einem Gestapogefängnis in eine Wand geritzt hatte. Schwere Kost, keine Frage. Und trotzdem schlug das Werk bei seiner Veröffentlichung 1992 mächtig ein und belegte den ersten Platz der Englischen und Amerikanischen Klassikcharts.

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Nun hat sich der Avantgard-Saxophonist Colin Stetson diesem Meisterwerk der zeitgenössischen klassischen Musik angenommen und das Leid, die Trauer, den Kummer und den Schmerz in die Jetztzeit adaptiert. Die Ur-Version aus klassischen Streichinstrumenten wurde von Stetson um etliche Holzblasinstrumente sowie Synthesizer und Gitarren erweitert. Quasi revolutionär ist der Einsatz des Schlagzeugs. Ein Instrument, das im Original überhaupt nicht vorgesehen ist. Darin sieht Colin Stretson gerade seine Aufgabe und Herausforderung in der Arbeit mit der Vorlage. Sein Ansatz basiert auf der Erweiterung. An dem Hinzufügen von zusätzlichen Sounds oder ganzen Teilstücken, die im Original so nicht vorkommen, aber den emotionalen Kern des Stücks schlüssig abrunden.

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So entsteht ein mehr als hörenswertes Arrangement aus Black Metal, früher Elektronischer Musik und dem Jazz vom Solokünstler Colin Stetson. Sorrow ist bestimmt kein Werk zum Nebenbeihören – davon gibt es ja auch schon genug.


Colin Stetson: „Sorrow – Eine Interpretation von Gorecki’s 3ter Symphonie“ // 52Hz/Indigo // VÖ: 08.04.2016
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