Bilderbuch Interview curt München

Im Gespräch: Bilderbuch

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Spätestens seit dem Erscheinen ihrer Single „Maschin“ im Jahr 2013 ist die junge österreichische Band Bilderbuch in jedermanns Ohr. Am 8. Juli ist das Quartett wieder live im München zu sehen. Wir sprachen mit Frontmann Maurice Ernst über Fluch und Segen des ständigen Unterwegsseins, über seinen Qualitätsanspruch, seine Helden und darüber, selbst ein Held zu sein.

Maurice, ihr seid ja schon seit einigen Monaten mit eurer neuen Platte auf Tour in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie kommen die Songs beim Publikum an?
Wir haben „Schick Schock“ Ende Februar veröffentlicht und einen Monat später ging es dann los, wenn man die Festivals dazuzählt. Im März war noch alles sehr euphorisch und sehr neu. Sowohl für uns als auch für das Publikum. Inzwischen wirkt es aber so, als wären die Songs bereits fest in den Leuten verankert. Man hat eine Beziehung mit ihnen aufgebaut. Die Lieder sind nicht mehr nur irgendwelche Lieder, die man beim Konzert zum ersten Mal hört, sondern es gibt Erlebnisse, die wir da abrufen. Das merkt man.

Also macht euch das Tourleben noch Freude?
Wir haben das Glück, in Häusern spielen zu dürfen, in denen es uns an nichts fehlt. Natürlich ist es anstrengend, aber andererseits ist es ja das Leben, das wir selbst für uns gewählt haben.

Von Kritikerseite aus gibt es hauptsächlich Lob für euch und eure Musik. Setzt euch das unter Druck, was den Qualitätsanspruch angeht?
Ich glaube, da ist man sich selbst der größte Feind. Unser Anspruch an uns selbst war schon hoch, als wir noch ausschließlich im Proberaum gespielt haben. Ich wollte mich zum Beispiel nie schämen müssen für Texte. Deshalb habe ich keine Angst vor einem Feuilletonrundumschlag. So lange niemand sagt, es sei zu seicht oder langweilig, was wir machen, ist alles ok. Auch eine negative Kritik kann für Furore sorgen. Am Schluss versuchen wir immer nur, uns selbst gerecht zu werden. Alles was obendrauf an Lob dazukommt, schmeichelt natürlich. Am tollsten ist es aber, wenn man merkt, dass es nicht nur im Feuilleton ankommt, was man macht, sondern wenn tatsächlich eine Brücke zum Publikum da ist.

Wer ist denn euer Publikum?
Das ist wirklich sehr gemischt. Wenn ich mich während der Konzerte so umsehe, sind da zum Beispiel viele Eltern mit Kindern, die so sieben bis elf Jahre alt sind. Das ehrt mich, weil ich weiß, wie wichtig die ersten Konzerterfahrungen sind. Außerdem sind die Kids der Maßstab. Die sind naiv und ehrlich und wenn die deine Songs mitsingen, bedeutet das wirklich etwas.

Wessen Songs singt ihr mit?

Das geht von Bowie über Prince: wandelbare Künstler, die lange im Business sind und für alle anderen eine Basis geschaffen haben. Aktuell kommt dann zum Beispiel noch Kanye West dazu, weil man bei ihm nie das Gefühl hat, man könnte den nächsten Schritt vorausahnen, und das ist natürlich gut.

An Bowie musste ich tatsächlich denken, als ich eure Platte gehört habe.
Das ist der Godfather. Bowie denkt abstrakt und bleibt trotzdem träumerisch. Er ist in einer Parallelwelt unterwegs und macht trotzdem Musik, die populär ist. Außerdem traut er seinen Fans auch immer wieder zu, auch mal in andere Genres mitzugehen.

Den Respekt muss man sich natürlich verdienen.

Ja, deshalb haben wir vor der Veröffentlichung der letzten EP überlegt, nochmal den Resetknopf zu drücken und der Band einen neuen Namen zu geben, haben dann aber eingesehen, dass es wichtiger ist, dem Publikum die Chance zu geben, eine Beziehung zu uns aufzubauen.

Und solche künstlerischen Entscheidungen sind immer noch euch selbst überlassen?

Zu 99 Prozent ja. Das restliche Prozent gehört denen, die ab und zu einmal sagen: Hier sind die Grenzen. Manchmal hat man einen kleinen Alarm nötig, aber grundsätzlich liegen die Songs und jegliche Form ihrer Präsentation ganz bei uns. Mal schauen, wie das weitergeht. Schließlich wird alles immer größer.

Maurice, vielen Dank für das Gespräch!

Die Gewinner unserer Kartenverlosung wurden informiert!


curt präsentiert: Bilderbuch // 8. Juli 2016 // 19 Uhr // Tollwood, Musik-Arena // Tickets: 34,50 Euro, erm. 31,70 Euro inkl. Vorverkaufsgebühren // Bilderbuch > Homepage > Facebook

Foto: Niko Ostermann