Bella Brown

Im Kino: Der wunderbare Garten der Bella Brown

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So richtig einfach war das Leben von Bella Brown (Jessica Brown Findlay) ja noch nie gewesen, seitdem sie als Kind von ihren Eltern ausgesetzt wurde. Inzwischen ist sie erwachsen, beim Umgang mit anderen Menschen aber etwas ungeschickt, dazu noch voller Neurosen. Seit Neuestem ist es aber auch ihr Nachbar Alfie Stephenson (Tom Wilkinson), der ihr das Leben schwer macht. Der nörgelt grundsätzlich an allem, hat für niemanden ein gutes Wort übrig. Vor allem nicht für Bella, der er es schwer übel nimmt, dass sie ihm seinen Koch Vernon (Andrew Scott) weggenommen hat. Und dann auch noch das: Ihr Vermieter droht ihr, sie aus der Wohnung zu werfen, wenn sie nicht endlich den verwilderten Garten in den Griff bekommt. Immerhin einen Lichtblick gibt es aber in ihrem leben: Billy (Jeremy Irvine), ein etwas tollpatschiger Erfinder, der immer wieder bei ihr in der Bibliothek auftaucht.

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Bald 16 Jahre ist „Die fabelhafte Welt der Amélie“ inzwischen alt. Aber noch immer werden hiesige Verleihe nicht müde, durch Umformulierungen von eingedeutschten Titeln an diesen Klassiker zu erinnern. Immerhin: Hier liegt der Vergleich wenigstens nahe, da beide Filme der märchenhaft-skurrile Ton vereint. Kinder, die von Enten gerettet werden, Kontrollzwänge, ein verschrobener Erfinder, eine Bibliothekarin, die nur mittels Tafeln kommuniziert – die „normalste“ Figur in „Der wunderbare Garten der Bella Brown“ ist noch der Koch. Der leidet zwar an einem übermenschlichen Heuschnupfen und hat eine offensichtliche Abneigung gegen Blutwürste, ist aber immerhin in der Lage, mit Menschen zu kommunizieren, ohne dabei über sich selbst zu stolpern. Oder andere.

Das kann manchmal ein klein wenig anstrengend sein, wenn der einzige Lebensinhalt der Protagonisten der zu sein scheint, wirklich jedes mögliche Detail zu verkomplizieren. Und auch sehr forciert, der Wille zur Skurrilität überstrahlt ganz gern mal die Figuren. Aber so war es eben auch geplant: „Der wunderbare Garten der Bella Brown“ will gar kein Film über normale Menschen sein, sondern stellt die in den Mittelpunkt, die dort gar nicht sein wollen: die Träumer und Verlierer, die Außenseiter und Sonderlinge. Wessen Herz schon immer für die Leute geschlagen hat, die nicht so ganz dazu passten, der darf sich hier auf viele überdreht-märchenhafte Begegnungen freuen.

Teilweise ist das wahnsinnig witzig, manchmal auch rührend, mit kleinen liebevollen Details und kuriosen Einfällen angereichert, die direkt einem Bilderbuch entnommen sein könnten. Visuell ist „Der wunderbare Garten der Bella Brown“ ohnehin ein kleines Fest: Indem das Gärtnern und das Kochen eine so wichtige Rolle spielen, gewinnt die Tragikomödie eine sehr sinnliche Note. Ein bisschen schade ist jedoch, dass auf der inhaltlichen Seite dann doch eher schlichte Kost angesagt ist: Während drumherum vieles schrullig ist, folgt die Geschichte lange breitgetretenen Bahnen. Dennoch, der positive Eindruck überwiegt, die sympathisch-verkorksten Figuren und ihre passenden Darsteller nehmen einen für anderthalb Stunden mit in eine Welt, in der zwar nicht alles, aber eben doch vieles wunderbar ist.

Fazit: „Der wunderbare Garten der Bella Brown“ bedient sich schon sehr offensichtlich bei bekannten Vorbildern, gerade zum enttäuschend konventionellen Feel-Good-Ende hin. Insgesamt ist die sympathisch-schrullige Tragikomödie aber eine schöne Gelegenheit, für anderthalb Stunden Alltag und Realität weit hinter sich zu lassen.

Wertung: 7 von 10

Regie: Simon Aboud; Darsteller: Jessica Brown Findlay, Andrew Scott, Jeremy Irvine, Tom Wilkinson; Kinostart: 15. Juni 2017