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And So I Watch You From Afar + Kid Dad im Ampere

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Paderborn. Bistumssitz und somit Katholiken-Hochburg in NRW. Und nicht zu vergessen der SC Paderborn 07, dreimal in den letzten Jahren von Liga 1 bis Liga 3 am Saison-Ende Platz 18 und damit drei Mal in Folge sportlicher Abstieg, im Sommer nur dank 1860-Lizenzentzug der Klassenerhalt, momentan zeigt die Formkurve der Kicker wieder nach oben, aktuell belegt die Mannschaft Platz 1 in Liga 3 und hat damit den Aufstieg fest im Blick.

Den Aufstieg in höhere Ligen visieren auch die vier Paderborner Nachwuchsmusiker von Kid Dad an, das kann durchaus zum aussichtsreichen Unterfangen gedeihen, die jungen Männer der Band verbringen augenscheinlich weitaus mehr Zeit im Übungskeller als im Klamottenladen, und das kann im Sinne der musikalischen Weiterentwicklung nicht genug gelobt werden. Bei ihrem ersten München-Auftritt stieß die Band auf offene Ohren bei der zugewandten Hörerschaft, der lärmende Versatz aus Indie-/Noise-Rock und Postpunk wusste zu gefallen. Die Band hielt sich kaum in ruhigeren Fahrwassern auf, das Tempo war flott, die Gitarren laut, der Rhythmus treibend und das Engagement im energetischen Vortrag groß. Junge Menschen, die sich bei den richtigen Vorbildern bedienen und mit dem am Montagabend gezeigten Einsatz über kurz oder lang beim individuellen Klangbild mit eigenem Charakter landen werden, dahingehend fehlt nicht mehr viel. Ihren Job als Anheizer für ASIWYFA in Sachen Krach und harte Gangart haben sie am Montag im Ampere in jedem Fall ordentlich erledigt.  > Reinhören

Die heimlichen Headliner des 2. Festival-Tages beim diesjährigen Dunk!Festivals im belgischen Zottegem nach über 2 Jahren wieder im Ampere, allein das ein Grund zur Freude, zu dem sich noch der Umstand gesellte, dass And So I Watch You From Afar neues Material vom kürzlich erschienenen, mit exorbitant schrägem Cover ausgestatteten Tonträger „The Endless Shimmering“ im Reisegepäck mitführten.

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Die vier Musiker aus dem nordirischen Belfast überwältigten das Publikum wie bereits beim zuletzt erlebten Auftritt in Ostflandern vom Start weg mit einer kaum zu greifenden Klangwelle aus permanent wechselnden Tempi, flirrenden Gitarren-Attacken, ineinander greifenden Riffs, Kurz-Soli und Rhythmus-Breaks im Grenzbereich zwischen energischem Postrock/Postmetal, komplexem Math-Rock und einer Uptempo-Variante instrumentaler Progressive-Finessen, mit der die Band ihre exzellenten handwerklichen Fertigkeiten formvollendet zur Geltung brachte – ein nachhaltig beeindruckender Überfluss an Klangfarben und stilistischer Fülle, mit dem die Hirnwindungen noch Stunden später damit beschäftigt waren, die Struktur der gehörten Werke zu ergründen. Wie beim sommerlichen Dunk!-Auftritt folgte auf die erste Welle der Druckbetankung in Form eines irrwitzigen tonalen Überfalls in der zweiten Hälfte des Konzerts die weitaus mehr an den klassischen Postrock angelehnte Gangart der Band mit dezenteren Phrasierungen, mit denen ASIWYFA auch das spannungsgeladene Variieren der Lautstärke zu spielen wussten wie den ausladenden Crescendo-Gitarrenflow.

Mit einer geradezu paritätischen Songauswahl aus allen fünf Longplayern deckte die hochsympathische Band ihre gesamte Schaffensphase ab, beim intensiv-konzertanten Gehörgänge-Reinigen wie Publikums-Plätten kamen Titel vom brandaktuellen Album wie „Dying Giants“ und „Three Triangles“ zum Vortrag wie etwa das quasi wörtlich zu nehmende „Set Guitars To Kill“ vom selbstbetitelten Band-Debüt der nordirischen Instrumental-Heroen aus dem Jahr 2009.

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Es gibt wenige Bands, die das aufmerksame Publikum mittels tonaler Wucht dergestalt an die Wand nagelt und im Nachgang eine Packung an Denksportaufgaben zum verwunderten Nachspüren mit auf den Weg gibt, And So I Watch You From Afar haben das am Montagabend im leidlich gut gefüllten Ampere ohne Frage mit engagierter Beherztheit und technischer Kunstfertigkeit hinbekommen.

Nachbericht und Fotos: Gerhard Emmer > Kulturforum Blog